Neuroblastome bei Kindern weisen ein hohes Rezidiv-Risiko auf. Forscher haben nun ein Verfahren getestet, das sich zur Früherkennung wiederkehrender Tumoren eignet. Dabei sind modernste Techniken gefragt.
Neuroblastome sind bösartige Tumoren, die vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auftreten. Sie entstehen aus Zellen des embryonalen Nervensystems und können besonders aggressiv und therapieresistent sein. Tumorzellen, die eine Therapie überleben und erneut wachsen, bezeichnet man auch als minimale Resterkrankung. Bei frühzeitiger Feststellung ist die Prognose für betroffene Kinder meist gut. Voraussetzung dafür ist eine kontinuierliche Überwachung mithilfe schonender Diagnostikmethoden. Chirurgische Eingriffe zur Gewebeentnahme wären in diesem Fall zu belastend. Ein Forscher-Team der Charité untersuchte daher eine schonendere Methode.
„Eine vielversprechende Alternative zur Gewebeanalyse bilden so genannte Flüssigbiopsien, auch unter dem englischen Begriff Liquid Biopsy bekannt, die minimalinvasiv, also beispielsweise durch eine Blut- oder Liquorprobe der Patienten, gewonnen werden“, erklärt Kinderärztin Hedwig Deubzer von der Berliner Charité.
Bereits zuvor war es Wissenschaftlern mit Hilfe molekularbiologischer Techniken gelungen, bei Kindern mit Neuroblastomen zellfreie Erbgutschnipsel aus Tumorzellen, so genannte ctDNA, im Blut und im Liquor nachzuweisen. Das Forscherteam untersuchte nun, ob sich ctDNA aus Flüssigbiopsien als diagnostische Marker eignen könnte, um den Krankheitsverlauf zu verfolgen – mit Erfolg.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich zellfreie Tumor-DNA in Flüssigbiopsien von Hochrisiko-Neuroblastompatienten gut und frühzeitig nachweisen lässt. „Wir identifizierten sogar zwei Patientinnen, bei denen es bis dahin keine Anzeichen eines Krankheitsfortschrittes gab“, sagte Deubzer. „Wir gehen davon aus, dass sich die Flüssigbiopsie aufgrund seiner Sensitivität und der Tatsache, dass sich Probenmaterial einfach gewinnen lässt, sehr gut für die klinische Routine eignet.“
Das Team konnte weiterhin zeigen, dass sich ctDNA-Schnipsel nicht nur als Frühwarnsystem für das Zurückkehren eines Neuroblastoms eignen, sondern auch Aufschluss über molekulare Veränderungen in der Tumor-DNA geben können. Diese Änderungen können unter Umständen therapierelevant sein.
Solche dynamischen Veränderungen fanden die Forscher im Bereich zweier bekannter Krebstreiber-Gene: dem MYCN-Gen und dem ALK-Gen. „Insbesondere das ALK-Gen stellt auch einen Angriffspunkt für eine zielgerichtete Krebstherapie mit einem ALK-Inhibitor dar“, so Deubzer. „Der frühe Nachweis von Veränderungen in diesem Gen bedeutet für einige Patientinnen und Patienten deshalb auch eine neue Option für die Folgebehandlung.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutsches Krebsforschungszentrums. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Dominik Scythe, unsplash.