Das antivirale Paxlovid gilt als hocheffektiv zur Vermeidung schwerer COVID-19-Verläufe und als Rettungsanker speziell für Hochrisikopatienten. Doch jetzt gibt es erste Berichte über Rückfälle nach Absetzen.
Die Kombination aus Nirmatrelvir und Ritonavir (Paxlovid®) gilt als das derzeit effektivste Frühmedikament für Risikopatienten mit COVID-Infektion. Es verhinderte in klinischen Studien rund neun von zehn schweren Verläufen. Außerdem wirkt es bisher weitgehend unabhängig von der Virusvariante, sodass es auch für Patienten mit Infektion durch die in Sachen monoklonale Antikörpertherapie teilweise problematischen Omikron-Subvarianten geeignet ist.
Die aktuelle Therapieempfehlung: Das Medikament sollte innerhalb von fünf Tagen ab Symptombeginn – besser ab wahrscheinlicher Infektion – eingenommen werden. Zu beachten ist dabei eine Reihe von Wechselwirkungen, zu denen die COVRIIN-Arbeitsgruppe des Robert-Koch-Instituts einen Überblick gibt.
So weit, so gut. Mittlerweile gibt es allerdings vereinzelt Berichte über COVID-19-Rückfälle nach primär erfolgreicher Behandlung, und die beziehen sich sowohl auf Symptome als auch auf die Konversion des Antigentests. Die Berichte betreffen unter anderem HIV-Patienten, und sie finden sich bisher überwiegend in US-Mediziner-Medien und als Preprint veröffentlichten Fallberichten. Einer dieser Berichte kommt aus Boston, ein 71-jährigen Patient, der initial git auf die Behandlung ansprach, mit Symptomfreiheit nach zwei Tagen. Am Tag 9 kamen die Symptome dann wieder und die PCR bestätigte: Es handelt sich um dieselbe Subvariante, BA.1 in diesem Fall.
Tatsächlich hat der Hersteller Pfizer in seiner bei der FDA zur Zulassung eingereichten Dokumentation das Thema Rebound angesprochen. In der Veröffentlichung der EPIC-HR-Studie war das nicht in dieser Prominenz Thema. In der FDA-Dokumentation wurden die Rebounds mit dieser Grafik hier hinterlegt, die das ganz gut illustriert:
Ob das jetzt allerdings Fälle sind, bei denen es ein spezifisches Paxlovid®-Problem gibt, also etwa eine Resistenzentwicklung, das ist die große Frage. Pfizer hat auf eine Anfrage des Journalisten Benjamin Ryan in den USA reagiert, der bei NBC einen Bericht über das Thema veröffentlich hatte. Das Unternehmen betont, dass in der zulassungsrelevanten EPIC-HR Studie ungefähr 2 % der Paxlovid®-Patienten einen Rebound erlebt hatten. In der Placebo-Gruppe seien es 1,5 % gewesen, also ähnlich viele.
Sollte der Tweet nicht laden, bitte die Seite aktualisieren.
Tatsache ist, dass das Wiederauftreten von COVID-Symptomen nach scheinbarer Heilung bei der COVID-Erkrankung immer mal wieder vorkommt. Berichtet wurde das schon lange bevor es irgendwelche Medikamente für die Frühtherapie gab.
Was tun, wenn es zu einer solchen Situation kommt? Der Infektiologe Dr. Paul Sax vom Brigham and Women's Hospital der Harvard Medical School empfiehlt, Patienten mit Rückfall zunächst einmal als infektiös anzusehen und entsprechend wie bei der Primärinfektion zu isolieren. Auch spreche Stand im Moment nichts dagegen, bei entsprechender Risikokonstellation erneut mit dem Medikament zu behandeln. Zumindest hat in den USA die FDA darauf hingewiesen, dass bei einem Neubeginn von Symptomen nach scheinbarer Heilung das 5-Tage-Fenster für den Beginn einer Paxlovid®-Therapie wieder auf null gesetzt werde. Klar ist allerdings auch: Vieles ist noch unklar.
Bildquelle: Yosi Prihantoro, Unsplash