Die Einnahme von Blutverdünnern ist wirksam zur Prävention von Schlaganfällen. Dennoch erhöhen die Medikamente auch das Blutungsrisiko. Ein neuer Wirkstoff soll nun die unerwünschten Nebenwirkungen reduzieren.
Durch Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern können Thromben entstehen, die zu einem Schlaganfall führen können. Bei den häufig symptomlos verlaufenden Rhythmusstörungen ist es daher wichtig, Durchblutungsstörungen vorzubeugen. Dies gelingt meist mit der Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten, den sogenannten Antikoagulanzien. Neben den klassischen Vitamin-K-Antagonisten – bspw. Marcumar® – sind seit einiger Zeit direkte orale Antikoagulanzien verfügbar. Die „DOACs“ hemmen spezifische Gerinnungsfaktoren und haben den Vorteil, dass sie besser steuerbar sind. Ihre Wirkung setzt sofort ein und lässt beim Absetzen schnell wieder nach. Alle Präparate vereint jedoch eine problematische Nebenwirkung: Sie hemmen nicht nur die Gerinnung, sondern erhöhen gleichzeitig das allgemeine Blutungsrisiko.
In einer Phase-II-Studie wurde nun eine neue Substanz geprüft, die gerinnungshemmend wirkt und gleichzeitig ein deutlich reduziertes Blutungsrisiko aufweisen soll: Der Wirkstoff Asundexian. Das orale Antikoagulans hemmt den Faktor XIa und soll thromboembolische Ereignisse bei nur minimalen Effekten auf die Blutgerinnung verhindern. In der internationalen Studie wurden daher zwei Dosierungen Asundexian gegenüber einer Standardbehandlung mit Apixaban hinsichtlich der Inzidenz von Blutungsereignissen verglichen. Die 755 Probanden waren mindestens 45 Jahre alt und litten unter Vorhofflimmern und einem vergleichbaren Blutungsrisiko. Auf drei gleichgroße Gruppen aufgeteilt erhielten die Teilnehmer entweder einmal täglich 20 mg bzw. 50 mg Asundexian oder zweimal täglich 5 mg Apixaban.
Das Ergebnis ist vielversprechend: Mit einer 20 mg-Gabe Asundexian wurde bereits eine ausreichende Hemmung des Faktor XIa erzielt. Und nicht nur das: Die Inzidenz eines Blutungsereignisses war – vor allem bei der 50 mg Gabe mit Asundexian – deutlich geringer als bei der Behandlung mit Apixaban. Die sonstige Nebenwirkungsrate war in allen drei Gruppen ähnlich.
„Bei Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern mit dem Faktor XIa-Inhibitor Asundexian – in zwei verschiedenen Dosierungen – gab es mit insgesamt 4/503 (0,8 %) deutlich weniger Blutungsereignisse als mit der Apixaban-Standardmedikation mit 6/250 (2,4 %)“, fasst Neurowissenschaftler Prof. Hans Christoph Diener die Studienergebnisse zusammen. „Die Blutungsraten wurden um 67 % reduziert – bei fast vollständiger Hemmung des Gerinnungsfaktors XIa. Diese Ergebnisse sind vielversprechend und wir erwarten nun mit Spannung prospektive klinische Outcome-Studien zur Schlaganfallprävention für diese neue Substanz.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bildquelle: ANIRUDH, unsplash