Protonenpumpen-Inhibitoren haben die Behandlung gastrointestinaler Leiden revolutioniert – doch oft wird aus der Akut-Therapie eine Dauerbehandlung. Wie gelingt der Ausstieg?
„Die sogenannten Protonenpumpen-Inhibitoren haben die Behandlung von säurebedingten Erkrankungen revolutioniert und gehören nicht ohne Grund zu den wichtigsten Medikamenten in der Gastroenterologie“, sagt Dr. Kerstin Schütte in einem Interview. Sie ist Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am Marienhospital Osnabrück. Doch Schütte warnt: Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) würden immer häufiger verordnet und verkauft, was sich medizinisch nicht mehr rechtfertigen lasse.
Allein in Deutschland waren es laut Arzneiverordnungsreport 2019 zirka 3,5 Milliarden definierte Tagesdosen (DDD). Hinzu kommt, dass aufgrund von OTC-Switches Kleinpackungen in Apotheken ohne Rezept erhältlich sind.
Oft wird aus der zeitlich befristeten, sinnvollen Gabe eine prophylaktische Dauermedikation. Das hat Folgen: Zu den wichtigsten langfristigen Nebenwirkungen gehören Oberschenkelhalsfrakturen, Osteoporose, Infektionen und Vitamin B12-Mangel. Kohortenstudien zeigen auch eine Assoziation mit einer erhöhten Gesamtmortalität.
Trotz solcher Risiken fehlen Strategien des Ausstiegs, sprich des Deprescribings. Deshalb gehen Forscher um Laura E. Targownik, University of Toronto, der Frage nach: Wie sollten Ärzte vorgehen? Mithilfe einer Literaturrecherche stellten sie folgende Tipps zusammen:
Bleibt als Fazit: „Die Entscheidungen über das Absetzen von PPI sind komplex und haben viele Nuancen; die Folgen eines unangemessenen oder schlecht durchdachten Absetzens können erheblich sein“, so die Autoren. „Umgekehrt trägt die unkontrollierte Anwendung von PPI in Situationen, in denen die Indikationen fehlen oder unklar sind, erheblich zu Kosten im Gesundheitssystem bei.“
Und selbst ein geringes Risiko sei bei fehlendem medizinischen Nutzen nicht zu tolerieren. Der Leitfaden soll Ärzten und Patienten bei der Entscheidungsfindung dienen. Dabei raten Targownik und Kollegen, auch Apotheker einzubinden.
Bildquelle: Markus Spiske, unsplash.