Eine Studie legt nahe, dass Immunzellen den Verlauf einer Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) vorhersagen können. Dies könnte den Weg zu neuen Therapien ebnen.
Die Amyotrophische Lateralsklerose – ALS – ist eine degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem mit einem Schwund der Muskulatur einhergeht. Die genaue Ursache der Krankheit ist unklar, weshalb es derzeit keine wirksamen Behandlungen oder Heilmittel gegen ALS gibt. Einige Studien der letzten Jahre wiesen auf das Immunsystem als Ansatzpunkt für die Erforschung neuer Therapiemöglichkeiten hin. In einer aktuellen Studie haben schwedische Forscher daher die Populationen von Immunzellen bei ALS-Patienten im Laufe der Zeit untersucht: Dazu entnahmen die Wissenschaftler mehrfach Blutproben von ALS-Patienten und analysierten über einen Zeitraum von 5 Jahren die Veränderungen des Immunsystems der Teilnehmer. Der Immunstatus wurde dann mit den fortschreitenden Symptomen der Patienten abgeglichen. So wollte das Forschungsteam herausfinden, ob sich der Verlauf einer ALS anhand des Immunstatus voraussagen lässt.
Bei der Blutanalyse fanden die Forscher heraus, dass die Anzahl der Immunzellen (Leukozyten, Neutrophile und Monozyten) bei den Teilnehmern im Untersuchungszeitraum zunahm. Die Patienten berichteten, dass grundlegende körperliche Betätigungen wie Schlucken, das Halten von Utensilien oder das Treppensteigen zunehmend schwieriger für sie zu bewältigen seien. Die Forscher konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Menge dieser Zellen im Körper und dem Sterberisiko der Patienten feststellen.
Bei etwa einem Drittel der Probanden wiesen die Wissenschaftler Lymphozyten, im Blut nach. Sie fanden heraus, dass Patienten mit einer höheren Anzahl natürlicher Killerzellen und einem höheren Anteil an Th2-differenzierten CD4+ T-Zellen eine bessere Überlebenschance hatten. Ein höherer Anteil an CD8+ T-Zellen und CD4+ EMRA T-Zellen war dagegen mit einer schlechteren Überlebensprognose verbunden.
Einige Immunzellen scheinen also eine schützende Funktion zu haben, während andere das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen. „Immunzellen scheinen bei ALS eine doppelte Rolle zu spielen“, erklärt Erstautor Can Cui. „Höhere Zahlen von Neutrophilen und Monozyten spiegeln eine Verschlechterung der motorischen Funktion der Patienten wider, während höhere T-Zell-Werte möglicherweise deutlicher mit dem Überleben verbunden sind.“ Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Überwachung der Immunzellenpopulation dazu beitragen könnte, den Krankheitsverlauf von ALS-Patienten besser einschätzen zu können. „Diese Entdeckungen haben wichtige Auswirkungen auf das Verständnis der ALS und könnten zur Entwicklung von Behandlungen beitragen, die auf spezifische Immunzellen abzielen“, fügt Mitautorin Caroline Ingre hinzu. „Unsere Ergebnisse deuten auch auf die Notwendigkeit weiterer Studien darüber hin, ob die gezielte Behandlung bestimmter Immunzellen dazu beitragen könnte, die Ergebnisse der Patienten zu verbessern“, so Ingre abschließend.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von eLife Science. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Pawel Czerwinski, unsplash.