Gewisse Dinge sollten ihre Farbe nicht ändern. Wenn sich ein:e Patient:in mit Blut im Urin vorstellt, kommt vermutlich zunächst ein Harnwegsinfekt in Betracht. In den meisten Fällen wird diese Diagnose zutreffen. Doch eine (meist asymptomatische) Hämaturie (Mikro- oder Makrohämaturie), kann auch auf eine Harnblasenkarzinom hindeuten. Zum Awarenessmonat Blasenkrebs im Mai werfen wir daher einen Blick auf aktuelle epidemiologische Daten und wesentliche Risikofaktoren.
Aktuelle Daten des RKI zum Krebsgeschehen in Deutschland bestätigen, dass Männer ca. dreimal so häufig von Blasenkrebs betroffen sind. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 4.770 Neuerkrankungen bei Frauen und 13.500 Neuerkrankungen bei Männern registriert (ICD-10 C67). Hinzu kamen noch insgesamt rund 12.770 Erkrankte (Männer und Frauen) an nicht-invasiven papillären Karzinomen und in situ-Tumoren der Blase. Vor allem bei Letzteren besteht das Risiko einer Progression oder eines Rezidivs, weswegen auch diese Neubildungen klinisch relevant sind.1
Darüber hinaus zeigen die Daten, dass die Harnblase nach Prostata, Lunge und Darm die vierthäufigste Tumorlokalisation bei Männern darstellt: Etwa jeder 20. Krebsfall bei Männern in Deutschland (5,1 %) ist ein Harnblasenkarzinom. Bei Frauen wird hingegen nur jede 50. Krebsdiagnose (2,0 %) mit der Lokalisation Harnblase gestellt.1
Neben dem Geschlecht ist eindeutig das Rauchen von Zigaretten der wesentliche Risikofaktor. Ein Mann, der über 30-39 Jahre eine Menge von ≥ 20-29 Zigaretten am Tag raucht, hat ein fast 6-fach erhöhtes Risiko, an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken (RR = 5,8; 95 % KI: 4,3–7,8)! Auch bei Frauen, die über Jahrzehnte Zigaretten rauchen, kann sich das Risiko verdoppeln.2
Als Organ der ableitenden Harnwege kommt die Blase mit zahlreichen Stoffen in Kontakt, die in den Körper gelangen und über die Nieren ausgeschieden werden. Daher sind auch bestimmte Chemikalien, sog. aromatische Amine, bekannte Risikofaktoren für die Entstehung von Blasenkrebs. Über viele Jahre wurden diese Stoffe in der chemischen Industrie verwendet, z. B. zur Herstellung von Farben. Auch wenn ihr Einsatz mittlerweile verboten ist und/oder Schutzmaßnahmen getroffen werden, können sie auch heute noch für die Krebsentstehung verantwortlich sein. Was viele nicht wissen: vom Zeitpunkt, zu dem ein Betroffener Kontakt mit einem krebserregenden Stoff hatte, bis hin zur Krebsentstehung können bis zu 40 Jahre vergehen.3
Weitere Risikostoffe, sind Cyclophosphamid, Chlornaphazin, Phenacetin und Aristolochiasäure. Auch Arzneimittel wie das Antidiabetikum Pioglitazon, chronische Entzündungen der Harnblase und Bestrahlung im Rahmen einer Krebstherapie scheinen die Entstehung von Blasenkrebs zu begünstigen.2
Steht die Diagnose Harnblasenkarzinom fest, hängt die Prognose stark davon ab, wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Bei Patient:innen mit einem Karzinom im Stadium I (UICC, 7. Auflage TNM) überlebten in Deutschland zwischen 2016 und 2018 etwa 82 % der Frauen und 81 % der Männer einen 5-Jahres-Zeitraum.1 Dieses Stadium umfasst die nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinome, die auf die Mukosa oder die Submukosa beschränkt sind.4 Auch wenn krankheitsspezifische Mortalität hier gering ist, können diese rezidivieren und benötigen daher regelmäßige Kontrollen.4
Ab den Stadien II bis IV, welche die muskelinvasiven, lokal fortgeschrittenen und metastasierten Tumore umfassen, steigt die Mortalität deutlich an. Im Stadium IV, in dem palliativ medikamentös therapiert wird, überlebten lediglich 17 % der Frauen und 19 % der Männer über fünf Jahrenach Diagnose.1
Diese Daten unterstreichen, wie wichtig eine frühe Diagnose und der Einsatz wirksamer Therapien sein können, um die Prognosen von Betroffenen zu verbessern. Da es bislang keine Vorsorgeuntersuchung zur Prävention eines Harnblasenkarzinoms gibt, können sowohl der regelmäßige Besuch in der Urologie sowie ein besseres Verständnis für die Rolle der Blase, ihre Schwachstellen und mögliche Warnzeichen wie eine Hämaturie helfen, das Harnblasenkarzinom frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Möchten Sie weiterhin über Blasenkrebs und Therapiemöglichkeiten auf dem Laufenden bleiben? Updates und spannende Informationen erhalten Sie hier auf unserem Kanal!
Auf der Seite dasKWort finden Sie und Ihre Patienten verständliche Informationen rund um Blasenkrebs – medizinische Fakten über die Erkrankung und die Therapie sowie nützliche Tipps und hilfreiche Informationen für den Alltag.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Wir freuen uns über eine Bewertung des Artikels über die Sternchenfunktion unten. Je mehr Sterne Sie vergeben, desto besser hat Ihnen der Artikel gefallen. Vielen Dank!
Referenzen: