Zucker ist in stark verarbeiteten Lebensmitteln überall zu finden. Das kann für Kinder negative Auswirkungen haben – besonders bei dem viel zu hohen alltäglichem Konsum.
Die WHO empfiehlt, dass freier Zucker nicht mehr als 10 % der täglichen Kalorien ausmachen sollte, wobei 5 % oder weniger das empfohlene Ziel für optimale Gesundheit sind. Dies entspricht einem Höchstwert von etwa 50 g (12 Teelöffel) freiem Zucker pro Tag, wobei 25 g (6 Teelöffel) als Zielwert für 7-10-Jährige gelten.
Eine neue Studie legt nahe, dass Kinder im Vereinigten Königreich schon in sehr jungen Jahren freien Zucker zu sich nehmen. Diese werden in Lebensmitteln und Getränken zugesetzt und kommen in Fruchtsäften, Honig und Sirup natürlich vor. Der Zuckerkonsum vieler Kleinkinder überschreitet laut der Studie die empfohlene Höchstmenge für Kinder ab 4 Jahren. Die Ergebnisse zeigten, dass mehr als ein Drittel der 21 Monate alten Kinder (819/2336) und mindestens 80 % (374/460) der 7-Jährigen den empfohlenen Grenzwert von 10 % der täglichen Kalorien aus freiem Zucker überschritten. Und nur bei 16 % (363/2336) der Kleinkinder und 1,5 % (7/460) der 7-Jährigen lag die durchschnittliche tägliche Aufnahme von freiem Zucker unter dem Zielwert von 5 %.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der freie Zuckerkonsum schon früh im Leben beginnt und die derzeitigen Empfehlungen für die öffentliche Gesundheit übersteigt. Das ist vor allem auf die großen Mengen an zugesetztem Zucker in der modernen Ernährung zurückzuführen“, sagt Lisa Heggie vom University College London, die die Forschungsarbeiten leitete. „Ein Großteil der täglichen Zuckeraufnahme von Kindern ist in abgepackten und stark verarbeiteten Lebensmitteln versteckt, von denen viele als gesund vermarktet werden. So kann beispielsweise eine Standardportion Frühstücksflocken bis zu 13 Gramm (3 Teelöffel) freien Zucker enthalten, und manche Joghurts enthalten bis zu 15 Gramm (etwa 4 Teelöffel).“
Kinder die fettleibig sind haben ein höheres Risiko, auch als Erwachsene fettleibig zu werden und damit auch ein höheres Risiko für verschiedene ernsthafte Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und einige Krebsarten. Eine Aufnahme von freiem Zucker von weniger als 10 % der Gesamtenergiezufuhr verringert das Risiko von Übergewicht, Fettleibigkeit und Karies und eine weitere Reduzierung auf unter 5 % bringt zusätzliche gesundheitliche Vorteile mit sich. Obwohl man das weiß, gibt es nur wenige Daten über die Aufnahme von freiem Zucker bei Kleinkindern und Kindern im Vereinigten Königreich.
Für ihre Studie analysierten die Forscher Daten aus der Gemini-Studie. Diese Studie wird von der Professorin Clare Llewellyn am UCL geleitet und hat 2.400 britische Familien mit im Jahr 2007 geborenen Zwillingen beobachtet. Die Eltern wurden gebeten, für 2.336 Kinder im Kleinkindalter (21 Monate) und für eine Untergruppe von 460 Kindern im Alter von 7 Jahren ein dreitägiges Ernährungstagebuch zu führen. Die Forscher berechneten die durchschnittliche tägliche Gesamtenergiezufuhr und zählten den freien Zucker in Lebensmitteln und Getränken. Die Studie berücksichtigte weder kalorienfreie Süßstoffe noch Zucker, der natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milchprodukten enthalten ist.
Die Ergebnisse der Gemini-Kohorte zeigen, dass das durchschnittliche britische Kleinkind mehr als sechs Teelöffel (25,6 g) freien Zucker pro Tag zu sich nimmt; im Alter von sieben Jahren sind es im Durchschnitt fast 18 Teelöffel (57,4 g) pro Tag.
Lisa Heggie sagt dazu: „Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder ermutigt werden, Wasser statt zuckerhaltiger Getränke zu trinken, um das Risiko von Fettleibigkeit bei Kindern zu verringern und die Zahngesundheit der Kinder zu verbessern. Es ist wichtig, dass sie Lebensmittel ohne Zuckerzusatz wie frisches Obst und Gemüse essen. Eltern würden auch von klareren Nährwertangaben auf diesen Lebensmitteln profitieren, um sie auf den versteckten Zucker aufmerksam zu machen. Es ist irreführend und wenig hilfreich, wenn Produkte mit dem Hinweis 'ohne Zuckerzusatz' versehen werden, obwohl sie aufgrund ihrer Verarbeitung (z. B. Fruchtsaftkonzentrat) einen hohen Anteil an natürlich vorkommendem freiem Zucker enthalten.“
Sie fügt hinzu: „Außerdem müssen Regierungen und Lebensmittelhersteller mehr tun, um den Gehalt an freiem Zucker in Lebensmitteln und Getränken zu verringern und Produkte verändern, die in der Ernährung von Kindern eine wichtige Quelle für zugesetzten Zucker darstellen – wie Joghurts, Saftgetränke, Kuchen und Süßwaren auf Schokoladenbasis.“
Abschließend weisen die Autoren darauf hin, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von freiem Zucker im Kleinkind- und Kindesalter und dem Risiko von Fettleibigkeit im späteren Leben zu untersuchen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der European Association for the Study of Obesity.
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