Abirateron und Enzalutamid gelten als sichere Medikamente in der Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. Eine aktuelle Studie zeigt aber: Bisherige Arbeiten könnten das Bild verzerren.
Männer, die eines der beiden gängigsten oralen Medikamente zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs einnahmen und sich gleichzeitig einer Hormontherapie unterzogen, hatten ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende metabolische oder kardiovaskuläre Probleme. Das stellten Forscher der Michigan Medicine im Vergleich mit Patienten, die nur eine Hormontherapie erhielten, fest.
Patienten, die Abirateron einnahmen, hatten ein 1,77-mal höheres Risiko, wegen Diabetes, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten in die Notaufnahme oder ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Diejenigen, die Enzalutamid erhielten, hatten ein 1,22-fach höheres Risiko für diese Probleme. Im Vergleich zu Patienten, die kein Abirateron erhielten, war es auch wahrscheinlicher, dass die Betroffenen wegen mindestens einer dieser Krankheiten ambulant versorgt werden mussten. Dies war nicht der Fall, wenn die Patienten Enzalutamid einnahmen.
Abirateron und Enzalutamid hatten sich in klinischen Studien eigentlich als relativ sicher erwiesen. Die Befürchtung, dass die Patientenpopulation, die an den Studien teilnahm, sich aber von der in der Praxis unterscheidet, veranlasste die Forscher, die Wirkung der Medikamente erneut zu untersuchen. So war die Mehrzahl der jetzt untersuchten Männer deutlich älter als die Teilnehmer an den klinischen Studien zu den Medikamenten.
„Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, werden in der Regel sehr sorgfältig ausgewählt und spiegeln oft nicht die Patientenpopulation in der täglichen Praxis wider“, so Dr. Lillian Y. Lai, Forschungsbeauftragte für urologische Onkologie an den National Institutes of Health in Michigan Medicine und Erstautorin der Studie. „Die Studienteilnehmer unterziehen sich auch strengen Sicherheitsprüfungen, zu denen einige unserer Patienten keinen Zugang haben. Indem wir unerwünschte Ereignisse unter realen Bedingungen untersuchen, können wir die Risiken dieser lebensverlängernden Krebstherapien besser verstehen und Ärzten und Patienten helfen, fundierte Entscheidungen über die Behandlung zu treffen.“
Da Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Regel in den Zuständigkeitsbereich von Hausärzten fallen, empfehlen Lai und ihre Mitautoren eine teambasierte Betreuung, die Hausärzte für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs einbezieht, um diese höheren Risiken zu bewältigen. „Mit der weiteren Ausweitung der Indikationen für Abirateron und Enzalutamid auf frühere Krankheitsstadien werden immer mehr Männer diese Therapien über einen längeren Zeitraum erhalten“, so Lai. „Dies wird möglicherweise den Kreis der betroffenen Männer vergrößern und das Risiko unerwünschter Ereignisse erhöhen, so dass ein sorgfältiges Management dieser Probleme von entscheidender Bedeutung ist.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Michigan Medicine – Universität Michigan. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Pop & Zebra, Unsplash