Die Transplantation von Organen mit einer Anomalie gestaltet sich häufig schwierig und kann mit einer höheren Komplikationsrate verbunden sein. Zu den Organen mit außergewöhnlicher Anatomie zählt auch die sogenannte Hufeisenniere.1 Hierbei handelt es sich um eine angeborene Fusion der Nieren, die bei bis zu 0,25 % der Bevölkerung auftritt.2 Sie bildet sich bereits im Fötus, durch eine abnorme Migration nephrogener Zellen.2,3 Es entsteht ein fleischiger Isthmus, der meist die unteren beiden Nierenpole verbindet und die Form eines Hufeisens annimmt.3 Eine normale Gefäßanatomie, die jede Niere versorgt, ist nur in 30 % der Fälle zu finden.4
Aufgrund der ungewöhnlichen Anatomie, der schwachen Gefäßversorgung und der Größe, werden Hufeisennieren als Spenderorgane von Transplantationszentren häufig vermieden und es gibt nur wenige veröffentlichte Berichte zu durchgeführten Transplantationen.1 Dennoch ist die Transplantation einer solchen Niere bei guter Planung und geschickter Operationstechnik grundsätzlich möglich.1 Hierbei können die Nieren entweder en bloc oder nach Isthmusektomie in zwei verschiedene Empfänger*innen transplantiert werden, wenn die Anatomie des Gefäß- und Harnsammelsystems dies zulässt.5
Ein Fallbericht aus dem Jahr 2021 beschreibt die En-bloc-Transplantation einer Hufeisenniere von einem verstorbenen Spender, nachdem dieser aufgrund einer intrakraniellen Blutung für hirntot erklärt wurde.1 Die Hufeisenniere war ein Zufallsbefund während einer präoperativen, kontrastmittelgestützten CT-Untersuchung, die zur Beurteilung der Gefäßversorgung der Leber durchgeführt wurde.1
Die rechte Niere des Spenders war 12,5 cm lang, die linke Niere 13,7 cm. Sie waren an ihrem unteren Pol miteinander verbunden und wurden über gemeinsame Gefäße versorgt. Da eine Isthmusektomie aufgrund dieser Gefäßversorgung zu einer ischämischen Schädigung mindestens einer Niere hätte führen können, entschieden sich die Mediziner:innen für eine En-bloc-Transplantation.1 Das Transplantat wog 450 g und war insgesamt 13,7 cm lang sowie 20 cm breit.1
Aufgrund der Größe des Allotransplantats und seiner Komplexität kamen für die Transplantation nicht alle Personen auf der Warteliste in Frage. So sollte der Empfänger oder die Empfängerin möglichst eine große Bauchhöhle, ein gutes Herzzeitvolumen und eine physiologische Blutgerinnung aufweisen, um eine gute Perfusion dieses großen Transplantats zu gewährleisten.1 Da die erste Person auf der Warteliste aufgrund einer erheblichen präoperativen Hypotonie für die Transplantation nicht infrage kam, wurde schließlich eine andere Empfängerin benannt, was zu einer Verlängerung der kalten Ischämiezeit führte. Diese betrug insgesamt 21 Stunden. Die warme Ischämiezeit lag bei 40 Minuten.1
Die Empfängerin war 150 cm groß und hatte ein Gewicht von 40 kg. Sie litt aufgrund des Alport-Syndroms an einer Nierenerkrankung im Endstadium und war auf eine peritoneale Dialyse angewiesen. Nach Aufklärung über mögliche Komplikationen, Risiken und Vorteile der Nierentransplantation, insbesondere im Zusammenhang mit der Verwendung einer Hufeisenniere, wurde die Transplantation schließlich durchgeführt.1
Da die Empfängerin eine schlanke Statur aufwies, entschieden sich die Mediziner*innen bei der Transplantation für eine längere Inzision, eine umfassende Mobilisierung und den Verschluss des Abdomens mit einem Netz.1 Postoperativ wurde die Patientin zunächst über Nacht auf der Intensivstation behandelt. Sie wurde elektiv beatmet und erhielt Muskelrelaxantien. Zudem wurde die adäquate Durchblutung des Transplantats mittels Sonographie überprüft und zum Ausschluss eines intraabdominellen und renalen Allotransplant-Kompartmentsyndroms der intraabdominelle Druck während des Aufenthalts auf der Intensivstation überwacht.
Die postoperative Urinausscheidung der Patientin lag zwischen 5 und 8 ml/kg/Stunde. Der Kreatininwert sank innerhalb von 2 Tagen von präoperativen 1263 mmol/L auf den Normalbereich von 93 mmol/L. Die Patientin wurde am ersten postoperativen Tag auf die Normalstation verlegt und am sechsten Tag nach der Operation schließlich entlassen.
Die Immunsuppression umfasste die Induktion mit Thymoglobulin und die Aufrechterhaltung mit Tacrolimus und Mycophenolat in oraler Form. Zum Zeitpunkt des Fallberichts lag die Transplantation bereits 42 Wochen zurück, wobei die Patientin bis dahin einen guten Allgemeinzustand aufwies. Der letzte Kreatininwert lag bei 55 mmol/L.
Mit dem Fallbericht wollen die Mediziner:innen darauf hinweisen, dass Hufeisennieren bei sorgfältiger Auswahl trotz ihrer besonderen Anatomie für Transplantationen geeignet sind und dazu beitragen können, den Spenderpool zu vergrößern.1 Als hilfreich beschreiben sie hierbei die präoperativ durchgeführte CT-Angiografie, auch wenn diese bei verstorbenen Spendern nicht allgemein praktiziert wird.1
Referenzen: