Medizinstudenten profitieren von der Arbeit im Team. So entstehen in Zweierteams akkuratere Diagnosen als bei Einzelpersonen. Fehldiagnosen können demnach durch Teamarbeit, gerade bei Berufsanfängern, leichter vermieden werden.
Knapp 90 Medizinstudenten der Charité standen vor der Aufgabe, am Computer simulierte Patientenfälle zu diagnostizieren. Alle angehenden Mediziner hatten einen vergleichbaren Wissensstand und sollten für jeweils sechs Patienten mit Atemnot diagnostische Tests anordnen. Anhand der erhaltenen Ergebnisse galt es, eine Diagnose auszuwählen – entweder als Einzelperson oder zu zweit. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis: Berufsanfänger profitieren von einer Zusammenarbeit im Team, ihre Diagnosen sind akkurater und es entstehen 17 Prozent weniger Fehler. Meist gehen falsche Einschätzungen auf Denkfehler oder Fehler bei der Datenauswertung zurück. Zwar brauchen die Mediziner im Zweierteam etwas länger, um zu ihrer Diagnose zu gelangen, die diagnostischen Tests, die sie anordnen, würden dagegen in einem realistischen klinischen Rahmen weniger Zeit beanspruchen. „Berufsanfänger, die allein arbeiten, sichern sich stärker über aufwendige Diagnostika ab. Teams entscheiden ähnlich wie erfahrene Mediziner und arbeiten mit geringerem Diagnoseaufwand“, sagt Wolf E. Hautz, Erstautor der Studie. Dabei fühlen sich Paare sicherer hinsichtlich ihrer Diagnosestellung. Das individuelle Sicherheitsgefühl sagt allerdings nichts über die Richtigkeit der Diagnose aus. Kooperation kann gerade für Ärzte in Ausbildung ein Gewinn sein. Ähnliche Untersuchungen untermauern den Befund: Teams sind generell besser im Lösen von komplexen Aufgaben. Originalpublikation: Diagnostic Performance by Medical Students Working Individually or in Teams Wolf E. Hautz et al.; JAMA, doi: 10.1001/jama.2014.15770; 2015