Schwangere Frauen scheinen immer größeren Mengen von Chemikalien aus Kunststoffen und Pestiziden ausgesetzt zu sein. Das zeigt eine aktuelle Studie. Können die ungeborenen Kinder hierdurch geschädigt werden?
Bei vielen der Chemikalien, handelte es sich um Ersatzchemikalien: neue Formen von Chemikalien, die möglicherweise ebenso schädlich sind, wie die, die sie ersetzt haben. Die US-Studie ergab außerdem, dass viele Frauen Neonicotinoiden ausgesetzt waren – diese kommen als Pestizide zum Einsatz.
Die Forscher maßen mit einer neuen Messmethode 103 Chemikalien, die größtenteils aus Pestiziden, Kunststoffen und Ersatzchemikalien für BPA und Phthalate stammten. Sie erfassten damit dutzende von Chemikalien oder chemische Spuren in einer einzigen Urinprobe. Mehr als ein Drittel der Chemikalien wurde bei der Mehrheit der Teilnehmerinnen gefunden. Die Studie ergab auch, dass einige dieser Stoffe in höheren Mengen vorhanden waren, als in früheren Studien.
„Dies ist das erste Mal, dass wir in der Lage waren, die Mengen von Chemikalien in einer so großen und vielfältigen Gruppe von Schwangeren zu messen – und nicht nur die Chemikalien an sich zu identifizieren“, sagt Prof. Tracey J. Woodruff, Direktorin des (UCSF) Program on Reproductive Health and the Environment der University of California, San Francisco und leitende Autorin der Studie, die in Environmental Science & Technology veröffentlicht wurde. „Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass die Zahl und das Ausmaß von Chemikalien bei schwangeren Frauen in einer für die schwangere Person und den Fötus sehr sensiblen Entwicklungsphase zunehmen.“
Die pränatale Exposition gegenüber Industriechemikalien kann über die Luft, Lebensmittel, Wasser, Kunststoffe und andere Industrie- und Konsumgüter erfolgen. Obwohl diese Chemikalien für die Schwangerschaft und die Entwicklung des Kindes schädlich sein könnten, werden nur wenige dieser Substanzen werden in den USA routinemäßig überwacht.
An der Studie nahmen 171 Frauen aus Kalifornien, Georgia, Illinois, New Hampshire, New York und Puerto Rico teil, die zum Programm „Environmental influences on Child Health Outcomes“ der National Institutes of Health gehören. Die Studie ergab, dass nicht-weiße Frauen, Frauen mit niedrigerem Bildungsniveau, alleinstehende Frauen und Frauen, die mit Tabak in Berührung gekommen waren, stärker belastet waren. Frauen mit lateinamerikanischem Hintergrund wiesen jedoch besonders hohe Werte von Parabenen auf, die als Konservierungsmittel verwendet werden, sowie von Phthalaten und Bisphenolen, die in Kunststoffen eingesetzt werden.
„Während Pestizide und Ersatzchemikalien bei allen Frauen weit verbreitet waren, waren wir überrascht, dass Latinas wesentlich höhere Werte von Parabenen, Phthalaten und Bisphenolen aufwiesen“, so Dr. Jessie Buckley, außerordentliche Professorin für Umweltgesundheit und -technik sowie Epidemiologie an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health und Erstautorin der Studie. „Dies könnte das Ergebnis einer höheren Exposition gegenüber Produkten mit Chemikalien sein, wie zum Beispiel verarbeitete Lebensmittel oder Körperpflegeprodukte“, so Buckley.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of California, San Francisco. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: S'well, unsplash