Kompressionstherapie – das bedeutet mehr als nur Wickeln. Eine sachgerechte Kompression ist sowohl für die Patienten als auch das Behandlungsteam oft mit Herausforderungen verbunden. Hier erhalten Sie einen Einblick in den Praxisalltag.
Die Kompressionstherapie stellt die Basis der Behandlung von phlebologischen und lymphatischen Erkrankungen der Extremitäten dar.1,2 Dabei wird ein Druck auf Bein oder Arm ausgeübt, um den venösen und lymphatischen Abstrom zu steigern.1,2 Zu den wichtigsten Zielen der Kompressionstherapie gehören:1-3
Es stehen unterschiedliche Versorgungsoptionen zur Verfügung.1,2 Für die Entstauung zu Beginn einer Behandlung werden u. a. Kurzzugbinden und Mehrkomponentensysteme eingesetzt.1,2 Mehrkomponentensysteme, die z. B. aus Polster-, Kompressions- und kohäsiven Fixierbinden bestehen, können bis zu sieben Tage verbleiben.1,2 Im Unterschied dazu müssen Kurzzugbinden täglich neu angelegt werden.1,2 Zudem empfiehlt die Leitlinie Medizinische Kompressionstherapie die Anwendung von Mehrkomponentensystemen, da sie schneller zu einer Entstauung führen, leichter anzulegen sind und Patienten einen besseren Tragekomfort als Kurzzugbinden bieten.1
Bei vielen Krankheitsbildern stellt die Kompression einen unverzichtbaren Bestandteil der Behandlung dar.1 Allgemein sind als Indikationsgruppen chronische und/oder thromboembolische Venenerkrankungen sowie Ödeme zu nennen.1
Zu den chronischen Venenerkrankungen zählt das meist durch eine chronisch-venöse Insuffizienz4 bedingte Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris), sowohl das venöse als auch das gemischte, d. h. arteriell und venös bedingte Ulcus.1 Weiterhin kann beispielsweise eine funktionelle venöse Insuffizienz, etwa bei Adipositas, oder eine venöse Malformation vorliegen.1 Thromboembolische Venenerkrankungen umfassen u. a. die tiefe Beinvenenthrombose, aber auch die Armvenenthrombose und oberflächliche Venenthrombosen.1
Ödeme können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen bedingt sein.1 Neben den Lymphödemen, die durch einen gestörten Abfluss der Lymphflüssigkeit verursacht werden5, kann es auch posttraumatisch oder postoperativ zu einem Ödem kommen.1 Ebenso kommen Ödeme häufig während einer Schwangerschaft vor.1
In der klinischen Praxis stellt die Kompressionstherapie oftmals eine Herausforderung dar – sowohl für Patienten als auch das Behandlungsteam. Wir stellen Ihnen 3 häufige Probleme vor:
Eine Befragung von deutschen Allgemeinmedizinern und Phlebologen (n = 148) zur Therapie des venösen oder gemischten Ulcus cruris zeigte Probleme in der Adhärenz der Patienten auf: Demnach verweigern 29 % der Betroffenen die Behandlung oder brechen die Behandlung mit herkömmlichen Binden ab.6 Somit kann keine effektive Entstauung zu Beginn der Behandlung1 stattfinden, was beispielsweise die Abheilung eines Ulcus erschwert.
Der Erfolg der Kompressionstherapie wird auch vom verwendeten Verbandsystem beeinflusst.1,2 So kommt es z. B. bei Kurzzugbinden häufig zu einem Verrutschen und einem Formverlust bereits nach wenigen Stunden.1 Die Folge: Der notwendige Kompressionsdruck wird nicht zuverlässig erreicht.1 Zudem haben Anwender oft Schwierigkeiten bei der sachgerechten Anlage der Kurzzugbinden.1 Mehrkomponentensysteme bieten den Vorteil eines kontinuierlichen Anlagedrucks und einer einfachen Anwendung.1
Die Anlage des Verbandsystems ist sowohl für das Versorgungsteam als auch die Patienten mit Zeitaufwand verbunden. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn aufwendige Kompressionstechniken beherrscht werden müssen, wie etwa bei Kurzzugbinden.1Es werden Wechselverbände (z. B. Kurzzugbinden), die täglich neu angelegt werden müssen, von Dauerverbänden (z. B. Mehrkomponentensysteme) unterschieden.1
Referenzen
Bildquelle: iStock.com/AndreyPopov