Forscher haben herausgefunden, dass Hummeln unterschiedlich auf Pestizide reagieren, je nachdem auf welcher Pflanze die Gifte angewendet werden. Die Erkenntnisse könnten helfen, Pflanzenschutzmittel insektenfreundlicher zu gestalten.
Um einen Pilzbefall auf Nutz- und Blühpflanzen zu bekämpfen, werden Fungizide eingesetzt. Diese sind jedoch für Insekten wie bspw. Hummeln und Bienen nicht ungefährlich. Forscher der Uni Freiburg wollten nun herausfinden, ob Hummeln unterschiedlich auf ein herkömmliches Fungizid reagieren, je nachdem auf welcher Pflanze das Mittel angewendet wurde
Dazu bauten die Umweltwissenschaftler Phacelia – den sogenannten Bienenfreund – und Buchweizen in großen Flugkäfigen an. Beide Pflanzenarten wurden sowohl als Reinkultur, als auch als Blühmischung kultiviert. Die Hälfte der Käfige wurde dann mit einem mit dem pilztötenden Wirkstoff Azoxystrobin behandelt. Anschließend platzierten die Forscher in jedem Käfig ein Volk der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris), die zu den Wildbienen zählt.
„Effekte des Fungizids zeigten sich nur bei Phacelia“, sagt Studienautor Dr. Dimitry Wintermantel. Obwohl das verwendete Fungizid als bienensicher eingestuft ist, reduzierten sich sowohl das Körpergewicht der Hummeln als auch das Wachstum des gesamten Volks. Weiterhin beobachteten die Forscher, dass sich die Hummeln in der Buchweizen-Reinkultur generell schlecht entwickelten. Im Falle der Blühmischungen dagegen, zeigte sich, dass die Hummeln eine Toleranz gegen das Fungizid entwickelten und sich gesund entwickeln konnten. Das Fungizid verursachte bei den Blühmischungen folglich keine negativen Effekte. Wie anfällig Hummeln auf ein gängiges Fungizid reagieren, hängt also davon ab, auf welchen Blühpflanzen dieses angewendet wird – und wie vielfältig das Nahrungsangebot ist, das den Tieren zur Verfügung steht. Monokulturen können die Empfindlichkeit der Tiere auf das Fungizid erhöhen und generell negative Auswirkungen auf Gesundheit, Wachstum und Fruchtbarkeit haben. Doch woran liegt das?
Die Pollen von Phacelia und Buchweizen unterscheiden sich stark: Buchweizenpollen haben einen niedrigen Proteingehalt – hier könnte ein Grund für die insgesamt schlechte Entwicklung der Tiere liegen, die sich von diesen Pflanzen ernährten. Die Pollen der Phacelia bieten hingegen einen hohen Proteingehalt. Warum er die Wildbienen trotzdem nicht vor Fungizid-Effekten schützt, sei spekulativ, sagt Wintermantel. Vielleicht beeinträchtige das Fungizid die Sammelaktivität der Hummeln, vielleicht benötigten die Tiere neben hohem Proteingehalt eine Kombination verschiedener Nährstoffe, wie sie eine Blühmischung bietet, um Fungizid-Resistenz zu entwickeln.
„Es gibt die Hypothese, dass ein ausgewogenes Ernährungsangebot Bienen hilft, besser mit Pestiziden umzugehen, weil sie sich die Nahrung aussuchen können, die sie brauchen.“ Hier seien, erklären die Forscher, weitere Untersuchungen erforderlich.
Die Ergebnisse können nun bei der Entwicklung neuer Pestizide sowie bei der Auswahl geeigneter Blühpflanzen helfen, um Hummeln und andere Wildbienen widerstandsfähiger gegenüber Pestiziden zu machen. „Und wenn sich weiter zeigt, dass eine Blühmischung zur Pestizid-Resistenz von Bienen beiträgt, sollten wir wieder mehr blühende Lebensräume wie extensive Wiesen und Weiden, blühende Wege und Hecken in die Agrarlandschaft einpflegen“, schlussfolgert Studienleiterin Prof. Alexandra-Maria Klein.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Dmitry Grigoriev, unsplash.