Das Arthritis-Mittel Baricitinib hilft nicht nur bei COVID-19. Die FDA hat es jetzt auch zur Behandlung von Alopezie zugelassen.
Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat eine Tablette gegen Alopecia areata zugelassen. Das Medikament Olumiant® (Baricitinib) wurde das erste Mal im Jahr 2018 zur Behandlung von Arthritis zugelassen, dann bei Corona-Patienten und nun auch bei starkem Haarausfall. Mit der FDA-Zulassung ist es das erste Mittelt zur systemischen Therapie von Alopecia Areata.
„Der Zugang zu sicheren und wirksamen Behandlungsoptionen ist für die beträchtliche Anzahl von Amerikanern, die von schwerer Alopezie betroffen sind, von entscheidender Bedeutung“, sagte Dr. Kendall Marcus, Direktorin der Abteilung für Dermatologie und Zahnmedizin im Zentrum für Arzneimittelbewertung und -forschung der FDA.
Alopezie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper eigene Haarfollikel angreift, sodass stellenweise Haarausfall auftritt. Baricitinib ist ein Janus-Kinase-Inhibitor (JAK-Inhibitor), der die Aktivität von ein oder mehreren Enzymen einer bestimmten Protein-Familie blockiert und so in den Inflammationsprozess eingreift.
Bisher hat sich das Medikament in zwei randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien als wirksam bewiesen: Die Gabe von Baricitinib erreichte in beiden Studien nach etwa 9 Monaten eine Kopfhaarbedeckung von 80 % bei Betroffenen. Untersucht wurden Patienten mit mindestens 50 % Haarausfall auf der Kopfhaut, die entweder täglich ein Placebo, 2 mg oder 4 mg Olumiant® erhielten.
In der ersten Studie erreichten 22 % der 184 Patienten, die 2 mg Olumiant erhielten, eine ausreichende Haarbedeckung, bei 4 mg waren es schon 35 % von 281 Patienten. Im Vergleich: In der Placebogruppe waren es nur 5 % der 189 Patienten. In der zweiten Studie waren es dann 17 % von 156 Patienten, die 2 mg des Präparats erhielten, bei denen die Kopfhaare wieder wuchsen und 32 % von 234 Patienten, die 4 mg erhielten. In der Placebogruppe waren es nur 3 % von 156, die eine ausreichende Behaarung der Kopfhaut erreichten.
Eine Therapie mit dem Arzneimittel ist allerdings ziemlich kostspielig: Laut Listenpreis liegt der Betrag im vierstelligen Bereich pro Monat.
Die Gabe von Baricitinib verzeichnet allerdings auch einige Nebenwirkungen: Infektionen der oberen und unteren Atemwege, Kopfschmerzen, Akne, hoher Cholesterinspiegel, Anstieg des Enzyms Kreatininphosphokinase, Harnwegsinfektion, Anstieg der Leberenzymwerte, Entzündung der Haarfollikel, Müdigkeit, Übelkeit, Candida-Infektionen im Genitalbereich, Anämie, Neutropenie, Bachschmerzen, Gürtelrose und Gewichtszunahmen.
Von einer gleichzeitigen Gabe von weiteren JAK-Inhibitoren wird abgeraten, sowie von biologischen Immunmodulatoren, Cyclosporin oder anderen starken Immunsuppressiva.
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