Eine 50-Jährige kommt mit starken Kopfschmerzen in die Notaufnahme. Schon früh entdecken die Ärzte auf CT-Aufnahmen eine auffällige Struktur. Doch lange ist unklar: Handelt es sich um einen Tumor oder um eine Blutung?
Eine 50-jährige Frau stellt sich in der Notaufnahme vor und klagt über pulsierende einseitige Kopfschmerzen, die vor einem Tag plötzlich eingesetzt hatten. Hinzu kommt Übelkeit, erbrochen hatte sie aber nicht. Unter Paracetamol und NSAR hat sich jedoch bislang keine Besserung der Beschwerden ergeben.
Schwerere neurologische Defizite können die Ärzte in der Notaufnahme erstmal nicht feststellen und ordnen als nächstes eine CT-Untersuchung des Kopfes an. Darauf ist eine kortiko-subkortikale hyperdense Läsion (50 HU) im linken Temporallappen erkennbar, die 41 × 32 × 36 mm misst. Zudem sind ein leichter Mittellinienshift nach rechts sowie eine beginnende Uncusherniation zu sehen.
Könnte es sich um eine intracerebrale Blutung handeln? Die Ärzte lassen ein CT-Angiogramm anfertigen, wodurch sie Aneurysmen oder arteriovenöse Malformationen als zugrundeliegende Pathologie ausschließen können. Doch die Tatsache, dass dieser ausgeprägte Befund abgesehen von den Kopfschmerzen und der Übelkeit keinerlei neurologische Beeinträchtigungen nach sich zieht, macht die Ärzte weiterhin stutzig.
Daher ordnen sie nun noch eine MRT an. Diese zeigt eine lobuläre Masse mit deutlicher Anreicherung nach Gadoliniuminjektion sowie ausgeprägter Hypointensität in der T2-Sequenz.
Die SWI-Sequenz zeigt verschiedene dunkle Bereiche, welche ebenfalls auf Blutprodukte oder Kalzium hinweisen.
In der FLAIR-Sequenz ist zudem ein deutliches vasogenes Ödem sichtbar.
Aufgrund dieser Befunde schließen die Ärzte, dass es sich entweder um eine Metastase oder ein atypisches Meningeom handeln muss.
Um ersterer Vermutung auf den Grund zu gehen, lassen sie zusätzliche CT-Untersuchungen von Hals, Brust und Bauch durchführen. Glücklicherweise können sie nichts entdecken, was die Hypothese einer Hirnmetastase stützen würde.
Kurz darauf wird die Patientin operiert, wobei eine solide Läsion entfernt wird, die jedoch entgegen aller bildgebenden Befunde keine intratumorale, hämorrhagische Komponente aufweist.
Die 50-Jährige kann schon vier Tage später entlassen werden. Der pathologische Bericht bestätigt später: Es handelte sich bei der entfernten Masse um ein fibroblastisches Meningeom WHO I.
Text- und Bildquelle: Devia et al. / Oxford Medical Case Report
Titelbild: Hans Veth / Unsplash