Ein 57-Jähriger kommt mit starken Rückenschmerzen, die bis in den Fußrücken ausstrahlen, ins Krankenhaus. Schnell steht fest, dass der Mann operiert werden muss. Doch in der Operation machen die Ärzte eine überraschende Entdeckung.
Ein 57-jähriger Mann wird wegen einer schweren linksseitigen Radikulopathie von L5 ins Krankenhaus eingeliefert. Die Schmerzen haben vor etwa 2 Monaten in Kombination mit starken Rückenschmerzen begonnen, die jedoch innerhalb von 3 Wochen wieder abgeklungen waren. Nun beschreibt der Patient den Schmerz als dumpf und ausstrahlend in die linke Pobacke, den hinteren Oberschenkel, das anterolaterale Schienbein und den Fußrücken. Hinzu kommen eine Muskelschwäche bei der Dorsalflexion des linken Fußes, Parästhesien auf der Dorsalseite des linken Fußes und ein Kribbeln in der linken Großzehe. Davon abgesehen ist der Allgemeinzustand des Mannes gut, er hat seit Jahren einen gut eingestellten Bluthochdruck und ist allergisch gegen Bienenstiche.
Klinisch lässt sich zusätzlich noch feststellen, dass das Lasègue-Zeichen bei 70 Grad Beugung auf der linken Seite positiv und auf der rechten Seite negativ ausfällt. Um der Sache nun weiter auf den Grund zu gehen, ordnen die Ärzte eine MRT an. Als sie die Bilder erhalten, ist schnell klar, woher die Beschwerden des Mannes kommen: Es zeigt sich ein Bandscheibenvorfall L4-L5 mit Sequester, der die linke Nervenwurzel L5 im Wirbelkanal komprimiert.
Es steht fest: Der Mann sollte operiert werden und wird daher zur elektiven, offenen L4-L5-Diskektomie vorgesehen.
Präoperative Blut- und Urinuntersuchungen fallen allesamt unauffällig aus. Doch mitten in der OP müssen die Ärzte plötzlich feststellen, dass die Diagnose wohl nicht ganz vollständig war. Denn bei der Entfernung des vermeintlichen Sequesters blicken die Chirurgen auf eine Ansammlung von Würmern. Offensichtlich haben diese die linke Nervenwurzel L5 komprimiert. Drei lange, dünne Stücke können sie während der OP herausziehen.
Sie sind zwischen 15 und 22 Zentimetern lang. Zu weiteren Untersuchung werden diese in Formaldehyd konserviert und an die Abteilung für Parasitologie geschickt.
Am ersten postoperativen Tag ist der Patient schmerzfrei, abgesehen von einem leichten Ziehen im Lendenbereich. Das Lasègue-Zeichen ist auf beiden Seiten negativ, Gefühlsausfälle oder Muskelschwäche sind nicht feststellbar. Lediglich ein leichtes Kribbeln in der linken Großzehe ist noch vorhanden. Um nach weiteren Würmern zu suchen, lassen die Ärzte noch verschiedene MRT- und CT-Aufnahmen anfertigen, die jedoch allesamt unauffällig sind. Auch verschiedene Bluttests liefern keinen auf eine weiter bestehende Parasitose. Die serologischen ELISA-Tests für Toxokarose und Filariose sind negativ. Die Abteilung für Parasitologie, hat inzwischen festgestellt, dass es sich um Guineawürmer (Dracunculus medinensis) handelt, empfiehlt diesbezüglich aber keine weitere Behandlung.
Text- und Bildquelle: Tyrakowski et al. / BMC Musculoskeletal Disorders
Titelbild: Karsten Winegeart / Unsplash