Eine 53-Jährige leidet an Gangunsicherheit, Harninkontinenz und Verwirrung. Schnell steht der Verdacht eines Hydrozephalus im Raum. Doch die genaue Diagnose können die Ärzte erst auf einigen Umwegen stellen.
Eine 53-jährige Frau kommt mit Gangunsicherheit, Harninkontinenz und Verwirrung ins Krankenhaus. In ihrer medizinischen Vorgeschichte ist Bluthochdruck bekannt, der medikamentös behandelt wird. Die Symptome hatte die Frau bereits über ein Jahr zuvor bemerkt. Damals gingen sie mit Kopfschmerzen und verschwommenem Sehen einher, was zunächst als Migräne behandelt wurde.
Eine kürzlich angefertigte MRT zeigte erweiterte Ventrikel, weshalb die Patientin nun mit dem Verdacht auf einen Hydrozephalus eingeliefert wurde.
Die Ärzte lassen zunächst Routine-Laborwerte erheben, doch hier zeigen sich außer einer Lymphopenie, die bereits bekannt war, keine Auffälligkeiten. Um bei der möglichen Ursache des Hydrozephalus weiter nachzuforschen, entnehmen die Ärzte nun Liquor. Bei der labormedizinischen Untersuchung zeigt sich hier eine erhöhte Anzahl an Leukozyten von 60 Zellen/µl sowie ein erhöhtes Protein von 1,04 g/L. Zudem ist der Glukosewert bei 1,6 mmol/L erniedrigt. Um diese Befunde weiter abzuklären, fordern die Ärzte zusätzlich eine Liquor-Durchflusszytometrie an, welche eine Lymphozytose mit überwiegend T-Zellen bestätigt - phänotypisch gibt es keine Hinweise auf ein atypisches lymphoides Infiltrat.
Doch woher kommt diese Lymphozytose? Um diese Frage zu beantworten, lassen die Ärzte Röntgen- und CT-Aufnahmen anfertigen. Dabei zeigt sich zwar eine ausgedehnte Lymphadenopathie, doch eine wirkliche Ursache ist nach wie vor nicht gefunden.
Also werfen die Ärzte mittels Kontrastmittel-MRT noch einmal einen genaueren Blick auf das Gehirn der Frau.
Tatsächlich entdecken sie dabei eine Anreicherung im Okzipitallappen und in der Tektalplatte.
Eine zusätzlich durchgeführte Biopsie des rechten Leistenlymphknotens ergibt zudem eine granulomatöse Lymphadenitis.
Die Patientin wird daraufhin umfassend auf Infektionen und Autoimmunerkrankungen getestet - doch sämtliche Tests fallen negativ aus. Doch der erfolgreiche Ausschluss dieser Erkrankungen, lässt die Ärzte auf eine andere Diagnose schließen: Es handelt sich höchstwahrscheinlich um eine Neurosarkoidose.
Die Patientin wird daraufhin 3 Tage lang mit 1 mg Methylprednisolon intravenös und anschließend mit 60 mg Prednisolon täglich oral behandelt. Nach 5 Tagen der Steroidbehandlung verbessern sich ihre kognitiven Fähigkeiten und ihre Gangunsicherheit allmählich. Daraufhin wird sie entlassen und die Prednisolondosis im Verlauf langsam reduziert. Vier Wochen nach der Entlassung wird zudem eine Behandlung mit Azathioprin begonnen.
Text- und Bildquelle: Pandey et al. / BMJ Case Reports
Titelbild: Pawel Czerwinski / Unsplash