Der Östrogenverlust in den Wechseljahren wirkt sich spürbar auf den Körper einer Frau aus. Neue Problemzone: Der Kiefer.
Die Menopause kann durch den Östrogenverlust während der Wechseljahre zu einer Reihe von körperlichen Veränderungen und gesundheitlichen Problemen führen – von schütterem Haar und verkümmerten Vaginalschleimhäuten bis hin zu Hitzewallungen und einem erhöhten Risiko für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass sich auch Kieferschmerzen aufgrund von Kiefergelenksbeschwerden (Temporomandibular Disorder, TMD) verstärken können. Die Studienergebnisse wurden in Menopause, der Zeitschrift der North American Menopause Society (NAMS), veröffentlicht.
Schätzungen zufolge haben 4,8 % der Erwachsenen in den USA (etwa 12 Millionen Menschen) Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks. Manche Schätzungen gehen sogar von bis zu 15 % der Erwachsenen in den USA aus, die mindestens ein Symptom von TMD hatten, den zweithäufigsten Schmerzen des Bewegungsapparats nach Beschwerden im unteren Rückenbereich. Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an TMD zu erkranken, doppelt so hoch wie bei Männern, was zu Theorien geführt hat, dass die Störung durch Hormonveränderungen beeinflusst wird.
Bislang gibt es nur wenig Literatur über die Prävalenz von TMD während des Übergangs zur Menopause, obwohl eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass TMD bei prämenopausalen Frauen häufiger und schwerer auftraten als bei postmenopausalen Frauen. Die Ergebnisse waren nicht überraschend, da es Östrogen- und Progesteronrezeptoren in den Kiefergelenkscheiben gibt.
In der aktuellen Studie wurden die Frauen anhand ihres Menopausenstadiums (später Übergang zur Menopause, frühe Postmenopause und späte Postmenopause) in Gruppen eingeteilt, um Unterschiede in der Intensität ihrer TMD-bedingten Schmerzen zu ermitteln. Auf der Grundlage der Ergebnisse kamen die Forscher zu dem Schluss, dass TMD-bedingte Schmerzen und Menopausensymptome vor allem in der späten Übergangsphase der Menopause korrelieren. Beide nehmen mit dem Alter und dem Fortschreiten durch die Postmenopausephasen ab. Darüber hinaus beeinflussen sozioökonomische Faktoren wie Bildung und ethnische Zugehörigkeit die TMD-Symptome bei Frauen in der frühen Postmenopause. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sinnvoll ist, Frauen auf TMD zu untersuchen, wenn sie sich dem Übergang in die Wechseljahre nähern.
„Diese Studie unterstreicht die bekannte Beziehung zwischen Sexualsteroiden, insbesondere Östrogen, und dem Schmerzempfinden. Diese Ergebnisse sind insofern einzigartig, als sie zeigen, dass TMD-Symptome mit Menopausensymptomen zusammenhängen und sich in den verschiedenen Phasen der Menopause unterschiedlich manifestieren, wobei TMD- und Menopausensymptome in der Übergangsphase der Menopause stärker ausgeprägt sind als in den Jahren nach der Menopause. Weitere Studien sind erforderlich, um Faktoren wie niedrige Bildung zu ermitteln, die diese Zusammenhänge beeinflussen, und um Strategien zur Linderung von lästigen TMD- und Menopausensymptomen bei Frauen in der Lebensmitte zu finden“, sagt Dr. Stephanie Faubion, medizinische Leiterin der NAMS.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der North American Menopause Society. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Pierre Bamin, Unsplash