Bundesweit leiden schätzungsweise knapp 300.000 Menschen an der Parkinson-Krankheit, Tendenz steigend. Die Inzidenz bei Patienten über 80 beträgt bis zu zwei Prozent. Grund genug für forschende Unternehmen, nach Wirkstoffen zu suchen – mit Erfolg.
Neue Zahlen vom Pharma-Analysten GBI Research: Weltweit arbeiten forschende Arzneimittelhersteller an 302 Präparaten gegen das Parkinson-Syndrom. Schätzungen zufolge handelt es sich bei 37 Prozent davon um Innovationen. Entsprechende Moleküle greifen an 39 neuen Targets an. Etliche Labors verfolgen das Ziel, Nervenzellen pharmakologisch zu schützen. Neben neuroprotektiven Strategien bleibt als große Hoffnung, Ansammlungen von α-Synuclein zu eliminieren. Für Konzerne gilt Parkinson laut GBI Research als veritables, wenn auch riskantes Geschäft. Der Analyst spricht in diesem Zusammenhang von „Hoch-Risiko-Investments“.
Ein Präparat, das fast alle Hürden genommen hat, ist Safinamid. Am 18. Dezember 2014 sprach das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) ein positives Votum aus. Safinamid hemmt das Enzym Monoaminooxidase B (MAO B) und verlängert dopaminerge Efekte. Gleichzeitig werden spannungsabhängige Natrium- und Calciumkanäle blockiert. Die Folge: eine Hemmung der Glutamatausschüttung. Das Pharmakon soll bei Patienten mit Parkinson im frühen Stadium als Begleittherapie zum Einsatz kommen. Zusammen mit Levodopa profitieren auch Menschen mit fortgeschrittenem Verlauf von der Pharmakotherapie.
Andere Wirkstoffe sind noch in frühen Stadien mit ungewissem Ausgang. Wissenschaftler fanden im Tierversuch heraus, dass der Verlust des Membranproteins LIMP-2 im Lysosom Ablagerungen von α-Synuclein im Gehirn forciert. Gaben sie LIMP-2 zu, gelang es, das störende Protein abzubauen. Jetzt planen sie, in die Regulation von LIMP-2 einzugreifen.
Bei ihrem Wunsch, neue Arzneistoffe zu entwickeln, übersehen Forscher möglicherweise entscheidende Fakten. Der Münchner Neuropathologe Professor Dr. Armin Giese hält Übertragungen bei neurochirurgischen Eingriffen für denkbar. Seien Affen verklumpte Proteine aus dem Gehirn von Parkinson-Patienten gespritzt worden, hätte dies zu Veränderungen bei den Tieren geführt. Hinweise auf Ansteckungen bei sozialen Kontakten gibt es aber nicht.