Wenn mit dem Kind was nicht stimmt, kriegen Eltern Panik – rationales Denken ade. Wie man sie als Arzt zu den Fakten zurückholt und emotional abfängt, darüber spricht Dr. Nikola Klün bei Med im Kornfeld. Unser Speaker im Quick-Check.
Auf ihrem Blog Kinderleibundseele liefert Dr. Nikola Klün das, was der Name verspricht: Detaillierte Beiträge zur Kindermedizin und kindlichen Entwicklung. Nikola ist selbst zweifache Mutter und sehnt sich nach mehr Zeit für ihre kleinen Patienten und deren Eltern. Denn wo der menschliche Kontakt in der Medizin fehlt, wenden Betroffene sich schnell alternativen Methoden zu – das kann bestenfalls nichts bringen, schlimmstenfalls sogar gefährlich werden. Wie sie diese Lücke im Kontakt schließen will, erzählt Nikola bei Med im Kornfeld. Unser Speaker im Quick-Check.
Eins vorweg: Ich freue mich so, dass ich dabei sein darf, habe das Event letztes Jahr schon online verfolgt und fand es ziemlich cool. Denn es geht genau um das, was ich selber mache: Medizin und Wissenschaftskommunikation, in meinem Fall für die Elternschaft. Ich habe einen Blog und Podcast und schreibe gerade auch an einem Buch über Kindergesundheit und Kindermedizin. Es ist da wichtig, eine Sprache zu finden, die Eltern verstehen, die ihre Sorgen und Ängste aufnimmt. Ich hoffe, das gut zu können, weil ich inzwischen selber Mama geworden bin und auch als Ärztin gearbeitet habe. Ich kenne also beide Seiten und habe den Perspektivenwechsel selbst erlebt, von der Ärztin zur Mama. Ich kann seitdem die Sorgen der Eltern viel besser nachvollziehen. In der Schwangerschaft und mit kleinen Kindern kommen auf einmal Themen und Probleme aus dem Nichts, man wird mit vielen Fragen konfrontiert. Da geht es sicher den meisten Eltern wie mir – und umgekehrt.
Es soll genau darum gehen, was ich schon beschrieben habe: Wie formuliere ich für medizinisch besorgte Eltern? Ich glaube, dass das in der Kindermedizin nochmal eine speziellere Situation ist, weil bei Eltern die Alarmglocken sehr früh, sehr laut schrillen. Da herrscht sofort der Panikmodus, wenn was mit dem Kind ist und es fällt einem besonders schwer, rational zu denken. Daher ist mein Ansatz, diese Emotionen aufzugreifen und da anzuknüpfen, weil ich das inzwischen auch selbst sehr gut nachvollziehen kann. Darüber kann ich die Eltern emotional wieder runterholen, sie sozusagen zurück in den Verstand holen und Fakten vermitteln. Google ist da oft kein guter Ratgeber, wenn man zum Beispiel „Kopfschmerzen“ eintippt, wird „Hirntumor“ als Ergebnis angezeigt – das ist in der Kindermedizin nicht anders. Es gibt leider viele unseriöse Quellen, auch Elternforen, auf denen sich Laien austauschen. Da kommt man schnell vom rechten Weg ab. Das ist mein Leidenschaftsthema, wieder Fakten reinzubringen und Eltern zu beruhigen. Und zu vermitteln: Ganz viel ist einfach normal.
Es entsteht gerade eine wahnsinnige Lücke, das erlebe ich auch in meiner Arbeit, zwischen Arzt und Patient. Es fehlt die Zeit, menschlich zu bleiben. Dadurch mangelt es oft an Aufklärung und mein Eindruck ist, dass sich dadurch viele Menschen in Deutschland den alternativen Methoden sehr stark zuwenden – weil es in der Schuldmedizin, wie es so unschön heißt, einfach nicht mehr so menschelt. Das wird in Zukunft ein großes Thema, auch politisch. Die Frage ist doch, wie kann gewährleistet sein, dass genügend Zeit für Patienten ist, dass sie sich abgeholt und auch in der Schuldmedizin ganzheitlich verstanden fühlen? Ich glaube, dass mein Blog auch deshalb so erfolgreich ist, weil Eltern sich von Ärzten oft weggeschickt fühlen. Im Winter, Erkältungszeit, hat man beispielsweise pro Kind im Schnitt 5 Minuten Zeit in deutschen Praxen. Da seriös anzuknüpfen, wäre ein großes Thema für die medizinische Zukunft.
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