Die Infusion mit Kochsalzlösung gehört zum Standard auf Station. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es eine bessere und sicherere Alternative gibt.
Kochsalzlösung ist der Standard für Infusionslösungen. In den Vereinigten Staaten werden jährlich mehr als 200 Millionen Liter davon an Krankenhauspatienten verabreicht – eine der am häufigsten verschriebenen medizinischen Therapien im Land. In einer aktuellen Studie mit fast 150.000 Krankenhauspatienten fanden Forscher des Intermountain Healthcare in Salt Lake City heraus, dass Ringer-Laktat-Lösung (lactated Ringer, LR) eine bessere Infusions-Alternative zur Kochsalzlösung darstellen könnte. Sie stellten fest, dass Patienten, die als Alternative zur Kochsalzlösung Ringer-Laktat zum Flüssigkeitsersatz erhielten, ein um 2,2 % verringertes Risiko für Nierenschäden und Tod hatten. Die Ergebnisse wurden im JAMA Network Open veröffentlicht.
„Das hört sich vielleicht nicht nach einem großen Unterschied an, aber wenn man bedenkt, wie viele Patienten täglich intravenös mit Flüssigkeit versorgt werden, könnte dies zu einer erheblichen Verbesserung führen“, sagt Dr. Joseph Bledsoe, Studienautor und Forschungsdirektor für Notfallmedizin bei Intermountain Healthcare.
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass die intravenöse Gabe von Kochsalzlösung das Risiko einer metabolischen Azidose, einer akuten Nierenschädigung und des Todes erhöht. Nach Ansicht der Forscher ist dies höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass normale Kochsalzlösung einen höheren Chloridgehalt aufweist und etwas saurer ist als Flüssigkeiten im menschlichen Körper.
Ringer-Laktat-Lösung (LR) und normale Kochsalzlösung enthalten unterschiedliche Inhaltsstoffe, die sich auf ihre Wirkung im Körper auswirken. Beide werden zum Flüssigkeits- und Elektrolytersatz bei Krankenhauspatienten mit niedrigem Blutvolumen oder niedrigem Blutdruck verwendet. LR enthält jedoch Elektrolyte, die dem Blutplasma ähnlicher sind als Kochsalzlösung. Sie kommt dem pH-Wert der menschlichen Flüssigkeit wesentlich näher und wies nicht das gleiche Risiko einer Nierenschädigung auf. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein.
Die Studie umfasste 148.423 erwachsene Patienten, die zwischen dem 1. November 2018 und dem 29. Februar 2020 in die Notaufnahme oder in stationäre Abteilungen von 22 Intermountain Healthcare-Krankenhäusern in Utah und Idaho eingeliefert wurden. 30 Tage nach der Behandlung fanden die Forscher bei Patienten, die während ihrer Behandlung in der Notaufnahme oder im Krankenhaus Ringer-Lösung anstelle von normaler Kochsalzlösung erhielten, eine 2,2-prozentige Verringerung der schwerwiegenden unerwünschten Nierenereignisse, einschließlich anhaltender Nierenfunktionsstörungen, der Neueinleitung einer Dialyse und des Todes.
Die Auswirkungen waren bei Patienten mit Sepsis und bei Patienten, die im Rahmen ihrer Behandlung mehr Flüssigkeit erhielten, noch größer. Aber: Nicht alle Patienten profitieren von LR. Insbesondere Patienten mit Hirnverletzungen könnten weiterhin von der klassischen Therapie mit Kochsalzlösung profitieren. Um das zu bestätigen, sind weitere Studien erforderlich.
„Angesichts des Umfangs dieser Studie und ihres Erfolges – zusätzlich zu früheren Studien – sollten Krankenhäuser überlegen, was sie für Infusionsflüssigkeiten verwenden wollen“, konkludiert Bledsoe.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von Intermountain Healthcare. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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