Hirnblutungen sind lebensgefährliche Notfälle. Selbst bei korrekter Behandlung können Betroffene behindert zurückbleiben. Eine Studie zeigt nun, dass eine bestimmte Therapie den Behinderungsgrad signifikant beeinflusst.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland mehr als 20.000 Menschen eine Hirnblutung, genauer gesagt eine intrazerebrale Blutung (ICB). Diese können spontan auftreten oder durch Ursachen wie Bluthochdruck, Unfälle oder Gefäßfehlbildungen ausgelöst werden. Infolge einer Hirnblutung kann es auch zu Einblutungen in die Hirnkammern – den Hirnventrikeln – kommen, die wiederum einen Liquorstau auslösen und somit den Hirndruck lebensbedrohlich ansteigen lassen. Um das Leben der Betroffenen zu retten, muss dann eine Druckentlastung mittels Katheter erfolgen. Zusätzlich können intraventrikuläre Blutgerinnsel auch medikamentös aufgelöst bzw. deren Entstehung durch die Gabe gerinnungshemmender Medikamente verhindert werden.
Studien zeigen, dass diese zusätzliche medikamentöse Thrombolyse bei Hirnblutungen nicht nur sicher ist, sondern auch die Mortalität der Patienten senkt. Dennoch war bisher nicht bekannt, ob auch sie auch Behinderungen als Spätfolge der Hirnblutung vorbeugt. Forscher gingen daher in einer neuen Studie der Frage nach, ob eine intraventrikuläre Thrombolyse im Vergleich zu einer Standardtherapie schwerwiegende Behinderungen verhindern kann, bzw. wie groß der Behandlungseffekt tatsächlich ist.
Dazu führten sie eine Metaanalyse verschiedener Studien durch und werteten Daten über den Behandlungserfolg von mehr als 8.000 ICB-Betroffenen mit einem blutungsbedingtem Liquorstau aus. Dabei teilten sie die Ergebnisse in zwei Gruppen auf: Die Patienten der ersten Gruppe wurden zusätzlich zu einer Ventrikeldrainage auch mit einer intraventrikulären Thrombolyse behandelt, während die zweite Gruppe lediglich die Standardbehandlung erhielt. Das Forscherteam wollte wissen, wie hoch der Behinderungsgrad der Patienten beider Gruppen sechs Monate nach der Behandlung war. Dazu erstellten sie eine Skala über die bleibenden Schäden gemäß ihres Schweregrades. Weiterhin analysierten sie die Gesamtmortalität und unerwünschte Effekte nach beiden Therapien.
Das Forscherteam kam zu dem Ergebnis, dass die Sterblichkeit der Thrombolysegruppe niedriger war als die der Standardgruppe. Und auch sonst schnitt die Thrombolysebehandlung in puncto Behandlungseffekt besser ab: Es schien weniger schwere Behinderungen als Spätfolge zu geben. Weiterhin fiel den Wissenschaftlern auf, dass es ein günstiges Zeitfenster gibt, in dem die Thrombolyse besonders wirksam ist: Wurde das Medikament frühzeitig – also weniger als 48 Stunden nach Auftreten der Hirnblutung – gegeben, konnte in mehr als 15 % der Fälle ein absoluter Behandlungseffekt erreicht werden.
„Die intraventrikuläre Thrombolyse stellt einen sinnvollen therapeutischen Ansatz bei ausgeprägten Ventrikelblutungen mit akuter Hirndrucksteigerung dar“, fasst Erstautor Dr. Joji B. Kuramatsu zusammen. „Neben der Mortalitätssenkung ist das Verhindern einer bleibenden funktionellen Behinderung für die Betroffenen essenziell. Genauso wichtig ist es aber auch sicherzustellen, dass durch die Therapie bei den Betroffenen nicht anderweitige Blutungskomplikationen ausgelöst werden“, ergänzt Studienleiter Prof. Hagen Huttner. Die Experten möchten durch weitere Studien den Behandlungseffekt weiter verbessern.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Hier und im Text findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Gaspar Uhas, unsplash.