Hunde verfügen über einen exzellenten Geruchssinn und sind in der Lage, Corona-Infektionen zu erschnüffeln. Forscher haben nun herausgefunden, dass dies sogar gelingt, wenn die Infektion schon lange zurückliegt.
Hunde haben nicht nur 40-mal mehr Riechrezeptorzellen als Menschen, sondern verfügen auch über ein zusätzliches Geruchssystem – das vomeronasale Organ. Dadurch sind die Tiere in der Lage, Krankheiten wie Krebs, Malaria oder bakterielle und virale Infektionen wie eine akute SARS-CoV-2-Infektion, also Patienten mit COVID-19, zu erkennen. Bei einer wachsenden Zahl von Covid-Patienten treten Monate nach ihrer akuten Infektion Folgeschäden mit Langzeitsymptomen auf – man spricht auch vom Long-Covid-Syndrom.
Ein Forschungsteam konnte nun beweisen, dass Hunde nicht nur akut Infizierte, sondern auch Patienten mit dem Long-Covid-Syndrom erkennen können. In zwei Testszenarien wurden Hunde mit Proben von akut Infizierten, von Post-Covid-Patienten und von gesunden Personen konfrontiert. In einem ersten Durchgang wurde zunächst die Fähigkeit, eine akute Infektion zu erkennen, überprüft. Das Ergebnis zeigte eine hohe Trefferquote. Die Hunde erkannten akut Infizierte als positiv mit einer Genauigkeit von 87 %. Gesunde Probanden zeigten die Tiere sogar mit einer Zuverlässigkeit von 96 % als negativ an. Präsentierte man den Tieren in der ersten Runde Vergleichsproben von akuten Covid-Patienten, wurden diese im ersten Durchgang eher als positiv detektiert, als Post-Covid-Proben.
In einem zweiten Szenario wurde den Hunden – die bereits mit den Post-Covid-Proben vertraut waren – entweder eine Post-Covid- oder eine negative Kontrollprobe präsentiert. Und auch in diesem Falle zeigten die Hunde in fast 95 % der Fälle, Long-Covid-Proben als positiv an. „Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, dass Spürhunde haben könnten. Es ist schwer vorstellbar, aber die Geruchserkennung von Hunden ist um drei Größenordnungen empfindlicher, als die derzeit verfügbaren Geräte“, sagt Studienautorin Friederike Twele.
Doch wie genau erkennen die Hunde eine Infektion mit der Nase? „Es ist bekannt, dass infektiöse Atemwegserkrankungen spezifische flüchtige organische Verbindungen freisetzen können“, so Erstautor Prof. Holger Volk. Die Hunde riechen also nicht das Virus selbst, sondern vermutlich Verbindungen, die bei einer Virusinfektion durch Stoffwechselvorgänge entstehen. Da die Hunde auch Post-Covid-Patienten erkennen, vermuten die Wissenschaftler, dass die Verbindungen auch nach der Erstinfektion langfristig im Körper vorhanden bleiben.
Die Studienautoren hoffen nun, dass Rückschlüsse auf die Pathophysiologie von Long-Covid und den zeitlichen Verlauf der metabolische Veränderungen bei Post-Covid-Patienten geschlossen werden können. „Neben akuten SARS-CoV-2 Infektionen können Hunde auch Post-Covid Erkrankungen detektieren, nachdem herkömmliche Nachweissysteme, wie PCR und Antikörpertests keine Aussagen mehr über die Ursache einer Erkrankung treffen können. Post-Covid-Patienten stellen in der Regel kein Infektionsrisiko mehr dar, jedoch ermöglicht die Diagnose eine optimierte Behandlung der Patienten und eröffnet neue Möglichkeiten, diese komplexe Viruserkrankung zukünftig besser verstehen zu können“, fasst Tierärztin und Virologin Dr. Claudia Schulz die Ergebnisse zusammen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Evi Kalemi, unsplash.