Unterernährung und Sarkopenie begleiten häufig Patienten mit Nierenerkrankung, die sich einer Hämodialyse unterziehen. Ein Ernährungsrisikoindex soll nun als Früherkennung bei Betroffenen dienen.
Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium, die sich einer Hämodialyse unterziehen, haben oft mit Mangelernährung und Sarkopenie zu kämpfen – einer Form der Muskel-Skelett-Atrophie, die die Sterblichkeit erhöht. Die Aufklärung des lange vermuteten Zusammenhangs zwischen Unterernährung und Sarkopenie war für Forscher aufgrund des Fehlens eines diagnostischen Standards für die Ernährungsgesundheit oder den Ernährungszustand schwierig.
Wissenschaftler der Osaka Metropolitan University unternahmen einen Schritt zur Erklärung dieses Zusammenhangs, indem sie einen in Japan entwickelten Ernährungsrisikoindex verwendeten: Einen neuen Ansatz zur Früherkennung von Sarkopenie bei Hämodialyse-Patienten. Ihre Ergebnisse wurden in Frontiers in Nutrition veröffentlicht.
Bisher wurden für die Untersuchungen der Mangelernährung bei Hämodialyse-Patienten komplizierte Ernährungsscreening-Instrumente eingesetzt, die häufig eine subjektive Einschätzung des Untersuchers erfordern. Das macht sie zeitaufwändig und nicht reproduzierbar. Das Forschungsteam ging über diese Praxis hinaus und nutzte den japanischen Ernährungsrisikoindex (NRI), einen für Hämodialyse-Patienten entwickelten Ernährungsindikator. „Der NRI-Score wird aus vier objektiven und routinemäßig gemessenen Variablen berechnet, nämlich Kreatinin, Gesamtcholesterin, Serumalbumin und BMI“, erläuterte Dr. Masafumi Kurajoh, Erstautor der Studie. „Ein hoher NRI-Wert deutet auf Mangelernährung hin.“
Sarkopenie ist durch den Verlust von Muskelmasse, -kraft und -funktion gekennzeichnet. Die Forscher sammelten Daten zu den NRI-Werten, der Muskelmasse, der Muskelkraft und der körperlichen Leistungsfähigkeit von 315 betroffenen Patienten. Sie wurden entsprechend ihrer NRI-Werte in Gruppen mit niedrigem und mittlerem/hohem Risiko eingeteilt. Bei den Patienten mit geringer Muskelmasse und entweder geringer Muskelkraft oder geringer körperlicher Leistungsfähigkeit wurde Sarkopenie diagnostiziert. Diejenigen, die alle drei Bedingungen aufwiesen, galten als schwer sarkopenisch.
Die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zeigen signifikante Zusammenhänge zwischen dem NRI-Score oder der auf dem NRI-Score basierenden mittleren/hohen Risikogruppe und Sarkopenie und schwerer Sarkopenie sowie geringer Muskelmasse, Kraft und körperlicher Leistungsfähigkeit. Diese Ergebnisse bestätigen, dass Mangelernährung zur Sarkopenie beiträgt, indem sie die Muskelmasse, die Kraft und die körperliche Leistungsfähigkeit der MHD-Patienten beeinträchtigt. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse auf die Nützlichkeit des NRI-Scores als Instrument zur Erkennung von Sarkopenie hin.
„Unsere Ergebnisse sprechen für den NRI-Score als einfaches und objektives Ernährungsscreening-Instrument zur Früherkennung von Sarkopenie“, schloss Dr. Kurajoh. „Der signifikante Zusammenhang zwischen Mangelernährung und Sarkopenie, der in unserer Studie festgestellt wurde, deutet auch auf die Notwendigkeit therapeutischer Strategien hin, die auf den Ernährungszustand abzielen, um das Auftreten und Fortschreiten von Sarkopenie zu verhindern.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Osaka Metropolitan University. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Babatunde Olajide, unsplash