Patienten mit Typ-2-Diabetes leiden mit zunehmendem Alter vermehrt an kognitiven Defiziten – meist schneller und stärker als gesunde Menschen. Eine Metaanalyse beschreibt nun das tatsächliche Ausmaß.
Mit Typ-2-Diabetes gehen häufig viele andere Komorbiditäten einher – auch neurologische und kognitive Defizite. Doch vieles zum tatsächlichen Ausmaß, zu Überschneidungen sowie Alterungseffekten oder wirksamen Behandlungen im Zusammenhang mit dem Gehirn ist derzeit unbekannt.
Um Licht ins Dunkel zu bringen, nutzten britische Forscher Daten einer großen Kohorte aus der UK Biobank und führten eine Metaanalyse durch. Sie umfasst 34 kognitive Studien und 60 Neuroimaging-Studien. Insgesamt schlossen die Forscher Daten von etwa 20.000 Probanden im Alter zwischen 50 und 80 Jahren ein. Dabei wurden etwa 19.000 gesunde Teilnehmer mit etwa 1.000 Diabetikern verglichen, wovon knapp 500 wiederum mit Metformin behandelt wurden.
Das Ergebnis ist eindeutig: Insgesamt war Typ-2-Diabetes mit deutlichen kognitiven Defiziten assoziiert, insbesondere in Bezug auf exekutive Funktionen sowie die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die Forscher stellten ebenfalls fest, dass die Diabetes-Diagnose signifikant mit einer Atrophie der grauen Substanz in Verbindung gebracht werden konnte – hauptsächlich im ventralen Striatum, Kleinhirn und Putamen, mit einer Reorganisation der Gehirnaktivität. Dabei trat die Atrophie der grauen Substanz etwa um 26 % schneller auf als beim normalen Altern und zeichnete sich insbesondere im ventralen Striatum mit einem Verlust von 6,2 % aus.
Eine weitere Überlappung mit der strukturellen und funktionellen Veränderung war das Alter: Die Veränderung trat bei Diabetikern früher auf als in der gesunden Vergleichsgruppe. Die Krankheitsdauer war ebenfalls mit einer erhöhten Neurodegeneration verbunden. Außerdem konnte die Metformin-Therapie nicht mit verbesserten neurokognitiven Ergebnissen in Verbindung gebracht werden.
Laut den Autoren deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Fortschreiten von Diabetes die Signalwege beschleunigt, die mit der typischen Gehirnalterung verbunden sind. „Da Typ-2-Diabetes die Glukoseverfügbarkeit im Gehirn verringert, kann dieser chronische Energieverlust die Struktur und Funktion des Gehirns beeinträchtigen“, schreiben die Forscher. Sie gehen davon aus, dass bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung erhebliche Schäden vorliegen könnten. Doch weitere Forschungsergebnisse seien nötig, um das tatsächliche Ausmaß zu verstehen und frühzeitig zu identifizieren.
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Bildquelle: Priyanka Singh, unsplash