Mit über 40 doch noch studieren? Ja, das wage ich jetzt, denn ich bin die ewigen Herabsetzungen leid. Aber das ist nicht der einzige Grund.
Da liegen sie vor mir, meine Immatrikulationsunterlagen… ich habe sie zuerst voller Freude ausgefüllt, bis ich etwas über den Workload gelesen habe. 35–40 Stunden in der Woche sollte man einplanen, steht da. Und die habe ich nicht. Ich arbeite viel. Gerne, liebend gerne sogar, aber viel. Wie soll ich das schaffen? Ich bin schließlich auch keine 20 mehr.
Was, wenn ich es nicht schaffe? Was, wenn ich doch zu alt dafür bin, zu träge im Geist, zu blöd, zu ambitioniert? Was, wenn ich mir (und allen Zweiflern) den Beweis dafür liefere, dass ich einfach nicht intelligent genug bin, um ein Studium hinter mich zu bringen?
Ich habe vorhin kurz mit einer Freundin telefoniert. Sie sagt, ich solle das Papier jetzt ausfüllen und zwar mit der gebührenden Freude dabei. Ich solle mich nicht von diesen 40 Stunden einschüchtern lassen. Sie sagt, ich würde die Zeit dafür finden, wenn ich sie brauche. Ich solle nicht planen, wo und wann ich lerne, ich solle es tun.
Ich grüble so viel in den letzten Tagen. Das fällt auch in meinem Umfeld auf. Lade ich mir zu viel auf? Falls ja – auf was kann oder will ich verzichten? Ist es klug, mit über 40 nochmal zu studieren? Wem will ich damit etwas beweisen? Nur mir selbst? Brauche ich das wirklich?
Auf der anderen Seite stehen die hässlichen Worte, die ich mir anhören muss, wenn irgendwo ein Artikel von mir veröffentlicht wird. Wie ich als „Hilfsperson“ mir anmaßen kann, über fachliche Themen zu texten. Dass mir als jemand, der „nicht einmal studiert hat“, grundsätzlich die „Qualifikation fehlt“.
Zudem habe ich erfahren, dass ich als PTA demnächst gar nicht mehr alleine mit meinen Schülern im Labor stehen darf, sondern zwingend einen Apotheker (oder jemanden, der ein irgendwie artverwandtes Studium mit einem Master abgeschlossen hat) an meiner Seite brauche. Ich bin also quasi als „nur“ PTA nicht mehr qualifiziert genug für die Standesvertretung.
Meine Kolleginnen und mein Chef wären die einzigen Apotheker, mit denen ich mir das vorstellen könnte, denn da weiß ich, dass nicht auf mich herabgeblickt wird. Aber die möchten alle nicht unterrichten (leider). Also muss ich mich jetzt entscheiden: Studieren – oder die Klappe halten und die Herabsetzung weiter ertragen.
Ich bin nicht der Typ dafür, die Klappe zu halten. Und meine Schule hält genug von mir und meiner Arbeit, um die Kosten des kompletten Studiums (ja, Bachelor und Master) zu übernehmen. Also stelle ich mich der im Moment fast unüberwindlich scheinenden Angst, die mich mein Leben lang begleitet.
Der Angst, nicht gut genug zu sein. Nicht klug genug zu sein. Nicht intelligent genug zu sein. Wir werden sehen, was die nächsten 5 Jahre bringen. Drückt mir die Daumen!
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