Gezielt jedes bakterielle Protein abbauen – das können sogennante BacPROTACs. Sagen sie resistenten Bakterien bald den Kampf an?
Bakterielle Infektionen führen jährlich zu hunderttausenden Todesfällen; verstärkt auftretende Antibiotikaresistenzen machen Pandemien immer wahrscheinlicher. Umso wichtiger ist die Erforschung alternativer Antibiotika.
Ein Team der Molekularen Pathologie in Wien und der Gruppe von Prof. Markus Kaiser von der Universität Duisburg-Essen (UDE) entwickelte jetzt neuartige Wirkstoffe, sogenannte BacPROTACs. Sie können gezielt bakterielle Proteine abbauen und Bakterien unschädlich machen. Perspektivisch können sie gegen jedes bakterielle Protein gerichtet werden und stellen somit eine komplett neuartige Antibiotika-Klasse dar. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Cell veröffentlicht.
Ausgewählte zelluläre Proteine mit individuell entwickelten Designermolekülen gezielt zu zerstören, ist ein neuer Ansatz zur Entwicklung von Chemotherapeutika in der Krebsbehandlung. Eine besonders intensiv erforschte Klasse solcher Proteinabbaumoleküle sind die PROTACs (proteolysis targeting chimeras).
In der nun veröffentlichen Studie hat das Wiener Team um Prof. Tim Clausen gemeinsam mit der UDE-Arbeitsgruppe Kaiser über die Krebstherapie hinausgeschaut. Die von ihnen entwickelte neue Klasse dieser Moleküle, BacPROTACs, ist speziell darauf ausgerichtet, ausschließlich bakterielle Proteine abzubauen. Damit wirken sie gegen Infektionen mit verschiedenen Bakterienklassen, darunter zum Beispiel die Tuberkulose auslösenden Mycobakterien.
Wirkprinzip BacPROTAC, Credit: Francesca Morreale
Menschen und Tieren hingegen können die neuen Wirkstoffe nichts anhaben: Der Mechanismus, über den sie Proteine abbauen, kommt ausschließlich in Bakterien vor. „Da es sich um einen neuartigen Ansatz zur Bekämpfung bakterieller Infektionen handelt, gegen den noch keine Resistenzen bestehen, könnten BacPROTACs insbesondere dann eingesetzt werden, wenn konventionelle Antibiotika nicht mehr wirken“, so Kaiser.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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