Stimmen Geschlechtsidentität und körperliches Geschlecht nicht überein, spricht man von Transidentität. Hirnforscher zeigen, dass sich die ganz persönliche Geschlechtsidentität jedes Menschen in der Vernetzung zwischen Hirnregionen widerspiegelt und nachweisbar ist.
Während sich das biologische Geschlecht in der Regel im körperlichen Erscheinungsbild manifestiert, ist die individuelle Geschlechtsidentität nicht direkt beobachtbar und primär in der Psyche des Menschen verankert. Da das Gehirn für unser Denken, Fühlen und Handeln verantwortlich ist, sind weltweit mehrere Forschungsinstitutionen der neuronalen Repräsentation der Geschlechtsidentität auf der Spur. In einer Studie unter der Leitung von Rupert Lanzenberger von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien konnten nun neuronale Korrelate des Identitätsempfindens in der Vernetzung des Gehirns nachgewiesen werden. Mittels diffusionsgewichteter Magnetresonanztomographie (MRT) wurden sowohl Transgenderpersonen als auch weibliche und männliche Kontrollprobanden untersucht. Dabei fanden sich signifikante Unterschiede in der Mikrostruktur der Hirnverbindungen zwischen weiblichen und männlichen Kontrollprobanden. Transgenderpersonen nahmen eine Mittelstellung zwischen beiden Geschlechtern ein. Außerdem konnte ein starker Zusammenhang zwischen den Mikrostrukturverbindungen dieser Netzwerke untereinander und dem im Blut gemessenen Testosteronspiegel gefunden werden. Lanzenberger: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich die Geschlechtsidentität in der Struktur von Hirnnetzwerken widerspiegelt, welche sich im Laufe der Entwicklung des Nervensystems unter dem modulierenden Einfluss von Geschlechtshormonen bilden.“ Originalpublikation: White matter microstructure in transsexuals and controls investigated by diffusion tensor imaging Rupert Lanzenberger et al.; Journal of Neuroscience, doi: 10.1523/JNEUROSCI.2488-14.2014; 2014