Eine aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Insulindosis und Krebsinzidenz bei Typ-1-Diabetikern. Die erstaunlichen Ergebnisse lest ihr hier.
Die Studie, geleitet von Dr. Yuanjie Mao, untersuchte die Korrelation zwischen der täglichen Insulindosis und der Krebsinzidenz bei Patienten mit Typ-1-Diabetes. Dabei stellte sich heraus, dass eine höhere Insulindosis positiv mit der Krebsinzidenz assoziiert ist und dass die Assoziation bei Patienten mit Insulinresistenz stärker ist. Die Ergebnisse wurden im Journal of the American Medical Association (JAMA) Oncology veröffentlicht.
„Bei Patienten mit Typ-1-Diabetes zeigen unsere Ergebnisse, dass traditionelle Stoffwechselfaktoren wie Fettleibigkeit, Zuckerkontrolle und Blutdruckkontrolle nicht mit der Krebsinzidenz assoziiert sind“, sagt Mao. „Allerdings war die Krebsinzidenz bei denjenigen höher, die eine höhere Insulindosis einnahmen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei der Behandlung von Patienten mit Typ-1-Diabetes, die eine hohe tägliche Insulindosis erhalten, das potenzielle Krebsrisiko evaluiert werden muss. Es kann sein, dass eine Verbesserung der Insulinsensitivität einer einfachen Erhöhung der Insulindosis vorzuziehen ist.“
Zur Durchführung der Studie arbeitete Mao mit Dr. Wenjun Zhong, einem Epidemiologen der Merck Research Labs in West Point, Pa. zusammen, um die Assoziationen von mehr als 50 allgemeinen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, körperliche Betätigung, metabolische Risikofaktoren, Medikamenteneinnahme und Familienanamnese mit der Krebsinzidenz bei 1.303 Patienten mit Typ-1-Diabetes zu analysieren, deren Daten über einen Zeitraum von 28 Jahren gesammelt wurden. Sie haben Daten aus der Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) und ihrer Nachfolgestudie, der Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (EDIC), vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases Central Repository übernommen und statistisch ausgewertet. Bei der DCCT-Studie handelte es sich um eine kontrollierte klinische Studie mit 1.441 Patienten mit Typ-1-Diabetes, die nach dem Zufallsprinzip in eine konventionelle Diabetes-Therapie oder eine Intensivtherapie eingeteilt wurden.
Mao fand auch heraus, dass Alter und Geschlecht mit der Krebsinzidenz verbunden sind, wenn sie separat ausgewertet werden, und dass täglich verabreichtes Insulin ein höheres Krebsrisiko darstellt als fortgeschrittenes Alter, insbesondere je höher die Insulindosis.
Wenn die tägliche Insulindosis in drei Gruppen eingeteilt wird (niedrig: < 0,5; mittel: ≥ 0,5 oder < 0,8; und hoch: ≥ 0,8 Einheiten/kg pro Tag), waren die Hazard Ratios in der Gruppe mit der hohen Dosis signifikant höher als in der Gruppe mit der niedrigen Dosis. Die Krebsinzidenz lag bei 2,11; 2,87 bzw. 2,91 pro 1.000 Personen in den Gruppen mit niedriger, mittlerer bzw. hoher Insulindosis. Frauen haben dabei ein höheres Krebsrisiko als Männer. Es sei jedoch unklar, welche Risikofaktoren zu der höheren Krebsinzidenz bei Typ-1-Diabetes beitragen könnten.
„Wir wissen, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes häufiger an Krebs erkranken als Menschen ohne Diabetes“, sagt Dr. Liz Beverly, Co-Direktorin des Diabetes-Instituts und Professorin am Heritage College. „Die Forschungsergebnisse identifizieren einen möglichen Mechanismus zur Erklärung dieses Zusammenhangs. Die Ergebnisse werden zu weiteren Forschungen in diesem Bereich und zu potenziellen Änderungen bei der Krebsvorsorge und den Empfehlungen zur Insulindosierung führen.“
Obwohl frühere Studien zu dem Schluss gekommen sind, dass Patienten mit Diabetes im Allgemeinen ein höheres Krebsrisiko haben, ist dies die erste Studie, die die damit verbundenen Krebsinzidenzfaktoren bei Typ-1-Diabetes untersucht. „Typ-1-Diabetes macht schätzungsweise fünf bis zehn Prozent aller Diabetesfälle aus. Neuere Studien haben bei Typ-1-Diabetes auch eine höhere Inzidenz bestimmter Krebsarten wie Magen-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen-, Endometrium- und Nierenkrebs in der Bevölkerung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung festgestellt“, erklärt Mao. „Bei Typ-2-Diabetes hingegen wird das erhöhte Risiko auf Stoffwechselfaktoren wie Fettleibigkeit, chronischen Entzündungsstatus und Insulinresistenz zurückgeführt.“
Obwohl die Ergebnisse der Studie darauf hindeuten, dass die Krebsinzidenz umso höher ist, je höher die Insulindosis ist, sind laut Mao noch weitere Untersuchungen erforderlich.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Ohio University. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Towfiqu barbhuiya, unsplash