Chronische Entzündungen der Prostata gelten als wesentlicher Faktor für das Fortschreiten des Krebs. Eine Studie zeigt nun: Auch Entzündungen außerhalb des Organs könnten mit dem Verlauf der Krebserkrankung zusammenhängen.
Tumorentzündungen fördern die Karzinogenese von Prostatakrebs. Die Auswirkungen von Entzündungen im Beckenraum und ihre Wirkung auf Prostatakarzinome wurden jedoch bislang nicht untersucht. Ein Forscherteam des Mount Sinai Hospital stellte nun fest, dass Prostatakrebspatienten mit solchen Entzündungen schlechtere onkologische Ergebnisse erzielten. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Cancers veröffentlicht.
In der retrospektiven Studie wurde eine Kohorte von 2.278 Männern untersucht, die sich zwischen 2013 und 2019 einer robotergestützten laparoskopischen Prostatektomie (RALP) bei lokalisiertem Prostatakrebs unterzogen hatten. Insgesamt wiesen die Patienten mit einer Beckenentzündung eine erhöhte Expression von entzündungsassoziierten Genen und krebsfördernden Signalwegen in ihren Tumoren auf. Es wurde eine erhöhte systemische Entzündung mit Aktivierung des IL6-STAT-Signalwegs festgestellt.
Das Vorhandensein einer Beckenentzündung bei Prostatakrebspatienten deutet auf eine aggressive Erkrankung hin, die mit einer erhöhten Rezidivrate und einem höheren Risiko für Metastasierung einhergeht.
Der leitende Autor Dr. Ashutosh Tewari erklärt: „Wir haben beobachtet, dass Prostatakrebspatienten mit Verwachsungen oder Narbengewebe eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine aggressive Erkrankung hatten. Bei einer weiterführenden Analyse entdeckten wir, dass die Entzündung im Beckenbereich ein Treiber des aggressiven Prostataphänotyps ist. Bislang galt eine chronische Entzündung in der Prostata als ein wesentlicher Faktor für das Fortschreiten von Prostatakrebs. Unsere Studien zeigen jedoch zum ersten Mal, dass Entzündungen außerhalb der Prostata ebenso wichtig sein könnten. Daher ist die Beherrschung der Entzündung bei Hochrisikopatienten mit Prostatakrebs von entscheidender Bedeutung und könnte durch Ernährung und andere Interventionsstrategien erreicht werden“, sagt Dr. Ash Tewari.
Erstautorin Dr. Dimple Chakravarty ergänzt: „Wir streben eine Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen an, um unsere Ergebnisse in anderen Kohorten zu validieren. Unser langfristiges Ziel ist die Entwicklung von Biomarkern auf Blut- oder Urinbasis zur Überwachung des Entzündungsstatus bei unseren Prostatakrebspatienten.“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Mount Sinai Hospital. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: David von Diemar, unsplash.