Bei Frauen, die am Restless-Legs-Syndrom leiden, kommt es vermehrt zu kardiovaskulären Todesfällen. Das zeigt eine neue prospektive Studie. Woran das liegt, ist bisher unklar. Ärzten bleibt derzeit nur, Patientinnen besonders intensiv zu betreuen.
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) äußert sich durch starken Bewegungsdrang, unwillkürliches Zucken, Missempfindungen und Schmerzen in den Beinen – vor allem nachts oder wenn die Beine längere Zeit nicht bewegt werden. Es handelt sich dabei um eine Störung des extrapyramidalmotorischen Systems (EPMS) und zählt zu den Hyperkinesen. Bei Frauen, die daran leiden, sollten Ärzte einen achtsamen Blick auf das Herz-Kreislauf-System haben. Denn RLS-Patientinnen sind in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen gefährdeter als Männer, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten prospektiven Kohortenstudie. Die Ursachen eines RLS sind noch nicht vollständig geklärt. Aktuell geht man von einem Defekt im Dopaminstoffwechsel und im endogenen Opioidsystem aus. Die Autoren der zugehörigen Leitlinie schätzen, dass drei bis zehn Prozent aller Menschen kaukasischen Abstammung am RLS leiden. Damit handelt es sich um eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Umso wichtiger ist, damit in Verbindung stehende Erkrankungen zu erfassen.
In der Leitlinie werden einige Komorbiditäten genannt:
Die Kohortenstudie zeigt mögliche Zusammenhänge mit kardiovaskulären Erkrankungen bei Frauen auf. Erstautorin ist Yinge Li von der Pennsylvania State University.
Li arbeitete mit Daten der Nurses’ Health Study, einer großen Kohorte mit mehr als 280.000 weiblichen Pflegekräften. Von ihnen wurden 57.417 Frauen im Alter von durchschnittlich 67 Jahren ausgewählt. Sie litten bei ihrer Rekrutierung im Jahr 2002 weder an Krebs noch an Nierenversagen oder an kardiovaskulären Erkrankungen. Innerhalb von zehn Jahren starben 6.448 Teilnehmerinnen. Ihre Gesamtmortalität stand nicht mit einer RLS-Diagnose in Zusammenhang. Allerdings fanden Wissenschaftler ein um 43 Prozent höheres Risiko bei der kardiovaskulären Mortalität. Schloss Li sonstige RLS-Komorbiditäten aus, fand sie sowohl bei der Gesamtmortalität (43 Prozent) als auch bei der kardiovaskulären Mortalität (127 Prozent) signifikante Zusammenhänge. Dieser Zusammenhang traf für andere Erkrankungen wie etwa Krebs nicht zu. „Diese Studie legt nahe, dass RLS ein neuartiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Todesfälle sein könnte“, sagt Co-Autor Xiang Gao von der Pennsylvania State University.
Jede Kohortenstudie kann lediglich Assoziationen, aber keine Kausalitäten belegen. Auch zu pathophysiologischen Mechanismen sind keine Aussagen möglich. Da Lis Kohorte bisher nur Frauen umfasst, bleibt offen, ob die Aussagen für Männer ebenfalls zutreffen. Bis weitere Daten vorliegen, sollten Neurologen RLS-Patientinnen und -Patienten regelmäßig keim Kardiologen untersuchen lassen.