Der parasitische Rundwurm Thelazia callipaeda besiedelt Augenhöhlen, Lidbindehäute und den Tränen-Nasen-Kanal verschiedener Säugetiere. Auch deutsche Tierärzte sollten den Erreger (er)kennen.
Die Übertragung von Thelazia callipaeda, auch orientalischer Augenwurm genannt, findet über Fliegen statt. In Europa ist die Fruchtfliege Phortica variegata ein bekannter Überträger. Die adulten Würmer parasitieren im Bindehautsack des Endwirts. In der Schleimhaut eingebettet setzen die ovoviviparen Weibchen dann die Erstlarven frei. Diese können von Fliegen, die sich von Tränensekreten ernähren, aufgenommen und weiter verbreitet werden. Endwirte sind vor allem Wildkarnivoren, wie Füchse. Aber auch Hunde, Katzen und Menschen können befallen werden. Humane Fälle kommen hauptsächlich in hochendemischen Gebieten vor.
Sind die Larven erstmal im Endwirt, entwickeln sie sich innerhalb von zwei bis sechs Wochen zu Adulten und können über ein Jahr lang persistieren. Die weiblichen Thelazien sind lebendgebärend und produzieren Mikrofilarien, die dann wieder mit der Tränenflüssigkeit aufgenommen werden können. Die Nematoden parasitieren vorwiegend im Konjunktivalsack unter der Nickhaut und in den Ausführungsgänge der Tränen- und Nickhautdrüsen.
Massive Infektion mit Thelazia callipaeda bei einem Hund. Credit: Wikimedia commons
War der Rundwurm früher nur in Asien zu finden, kommt ein Genotyp von T. callipaeda mittlerweile auch in Europa, vor allem Südeuropa vor. Grund sind u.a. importierte erkrankte Tiere, aber euch eine Ausbreitung des Vektors in Gebiete mit gestiegenen Temperaturen. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bereits Fälle von Thelaziose gemeldet.
Eine Thelaziose äußert sich klinisch durch vermehrten Tränenfluss, okularen Juckreiz, Schwellungen und Entzündungen der Konjunktiven, Keratitis, follikuläre Hypertrophie und Photosensitivität. Symptomlose Verläufe sind möglich. Über eine genaue Inspektion des Auges und eine Spülung des Tränen-Nasen-Kanals kann der Tierarzt die weißlich-transparenten Nematoden mit einer Länge von 0,5–2 cm zu diagnostizieren.
Bei einem Nachweis sollten alle Würmer aus dem Auge des betroffenen Tieres entfernt werden. Eine zusätzliche systemische Therapie sollte mit Milbemycin (evtl. in Kombination mit Praziquantel) für zwei Wochen erfolgen.
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Bildquelle: James Barker, unsplash