Ein Wundermittel gegen den Kater – so wird Elotrans® von Feierwütigen in den sozialen Medien gehypt. Warum der Elotrans®-Engpass gefährlich werden kann, lest ihr hier.
Vor ein paar Tagen kam ein junger Mann zu mir in die Apotheke und wollte Elotrans® kaufen. Leider konnte ich ihm nicht helfen, denn Elotrans® ist seit einer Weile ausverkauft. Gibt es denn keine Alternative dazu? Ja, sicher gibt es die, Oralpädon® zum Beispiel. Aber auch dieses Pulver zur Herstellung einer Lösung, die einen bei Durchfall mit Elektrolyten, Glucose und Wasser versorgt, ist ausverkauft – und alle anderen auch.
Wenn man unter Durchfall leidet, entzieht der Dickdarm dem Speisebrei zu wenig Wasser. Die Folge: Der Stuhl bleibt relativ flüssig und möchte außerdem dringend den Darm verlassen. Das Wasser zieht noch Elektrolyte mit und landet so in der Toilette. Bestenfalls.
Je länger der Durchfall andauert, desto mehr Wasser verliert der Körper. Ein zu großer Flüssigkeitsverlust kann vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und alte Menschen schnell gefährlich werden. Der Durchfall muss also gestoppt werden, damit dieser Verlust nicht zur Gefahr wird. Je nach Alter gibt es da verschiedene Wirkstoffe, die in Frage kommen. Loperamid zum Beispiel. Oder Racecadotril. Zusätzlich sollte das verlorene Wasser, genauso wie die ausgespülten Salze, wieder ersetzt werden.
Viele greifen dann auf Cola und Salzstangen zurück, was aber nicht wirklich zu empfehlen ist, da Cola leider viel zu viel Zucker enthält. Dieser zieht sogar noch mehr Wasser in den Darm, was den Flüssigkeitsverlust zusätzlich vergrößert. Durch das Salz der Salzstangen kann der Körper zwar das benötigte Natrium aufnehmen, aber zusätzlich benötigt er noch Kalium, welches diese Kombination nicht liefern kann. Das Koffein der Cola verstärkt dummerweise auch noch die Ausscheidung des Kaliums.
Optimal ist deshalb eine Elektrolytlösung zu trinken, wie man sie eben mit Elotrans® herstellen kann. Die Zusammensetzung basiert zwar noch auf der alten Empfehlung der WHO für ORS (oral rehydration salts), erfüllt aber ihren Zweck.
Neben Glucose enthalten diese Pulver Natriumchlorid, Natriumcitrat und Kaliumchlorid in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Ein Beutelchen wird in 200 Milliliter Wasser gelöst. Nicht mehr, nicht weniger. Würde man zu wenig Wasser nehmen, wäre die Konzentration der gelösten Bestandteile zu hoch. Eine zu hohe Glucosekonzentration kann aber Wasser in den Darm ziehen und so den Durchfall verschlimmern.
Die Glucose erleichtert die Aufnahme des Natriums, da über den Natrium/Glucose-Cotransporter 1 (SGLT1) im Dünndarm zwei Natrium-Kationen zusammen mit einem Glucose-Molekül vom Körper aktiv aufgenommen werden. Wasser folgt dem Natrium-Kation und der Glucose passiv. Durch die Verminderung des Wassers im Darm wird der Darminhalt etwas eingedickt. Das sorgt für eine leichte Verbesserung der Symptome. Natrium und Kalium ersetzen den durch den Durchfall entstandenen Verlust des Körpers an diesen beiden Kationen. Das basische Citrat wird benötigt, um den zu niedrigen pH-Wert des Blutes auszugleichen, der durch den Wasserverlust aufgrund des Durchfalls entstanden ist.
Dem jungen Mann musste ich also leider mitteilen, dass momentan nichts verfügbar ist, um eine Elektrolytlösung herzustellen. Ich nannte ihm auch gleich den Grund dafür: TikTok.
Gibt man auf TikTok „Elotrans®“ in die Suche ein, findet man viele junge Menschen, die das Medikament als das Wundermittel gegen Kater feiern. Sie prahlen förmlich damit, dass sie sich dank Elotrans® mit Alkohol abschießen können, ohne danach leiden zu müssen. Dazu nehmen die einen die Elektrolytlösung vor dem Alkoholexzess ein, die anderen danach. Manche sowohl als auch. Eine meinte sogar, sich das Pulver direkt in den Mund kippen zu müssen.
Was genau einen Kater auslöst, ist unklar. Jedoch scheint es ziemlich klar zu sein, dass der Alkohol die Bildung des Peptidhormons Adiuretin hemmt, wodurch die Nieren letztendlich mehr Wasser ausscheiden. Zusätzlich werden Elektrolyte ausgespült, die wohl neben einer verringerten Verfügbarkeit von Glucose zum Kater beitragen – also eben jene Zutaten, die Elotrans® enthält.
Meine Kunde reagierte auf die Info, dass momentan nichts dergleichen vorhanden oder lieferbar wäre, nur mit einem Achselzucken und der Aussage, dass er dann wohl weniger saufen müsse. Ganz ehrlich, mich ärgert das. Ganz besonders dann, wenn ich wieder verzweifelten Eltern mitteilen muss, dass keines der Pulver, die ihr kleines Kind aufgrund seines Durchfalls dringend benötigen würde, verfügbar ist, weil irgendwelche Partypeople nicht unter ihrem exzessiven Alkoholkonsum leiden möchten, statt einfach weniger zu trinken.
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