Zumindest in Europa haben Ebola-Patienten realistische Chancen, die Virusinfektion zu überleben. Eine aktuelle Fallstudie zeigt, dass Ärzte und Apotheker auch ungewöhnliche Maßnahmen nicht scheuen. Für betroffene Länder Westafrikas sind die Methoden kaum praktikabel.
Neben viel Lob für wissenschaftliche Durchbrüche hat das US-Wissenschaftsmagazin „Science“ eine wenig rühmliche Auszeichnung zu vergeben. Chefredakteurin Marcia McNutt bewertet globale Reaktionen auf den Ebola-Ausbruch als „Versagen des Jahres“. Industrienationen hätten „zu wenig, zu spät“ eingegriffen. Jetzt hofft McNutt, dass diese Tragödie alle Beteiligten zu Bemühungen veranlasse, die Ausbreitung im nächsten Jahr zu stoppen. Forscher setzen weltweit auf neue Pharmaka oder Vakzine, übersehen aber einen Aspekt: Schon durch intensivmedizinische Behandlungen verliert Ebola einen Teil des Schreckens. Ziel ist, Patienten zu stabilisieren, bis sie protektive Antikörper gebildet haben.
Im Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ geben Spezialisten jetzt Einblick in ihre Arbeit. Der Patient, ein 38-jähriger Arzt aus Uganda, hatte sich in Sierra Leone infiziert. Er wurde ausgeflogen und auf der Isolationseinheit des Universitätsklinikums Frankfurt behandelt. Mediziner setzten unter anderem innovative Blutfilter von Aethlon Medical ein. Der sogenannte Hemopurifier® enthält Lektine in einer sterilen Kartusche, um Ebolaviren zu binden - mit Erfolg: Nach sechseinhalb Stunden verringerte sich beim Erkrankten die Zahl an Viruskopien deutlich. Zum neuerlichen Anstieg kam es nicht. Ohne größere Studien lassen sich aber keine genauen Aussagen treffen. Das trifft ebenfalls auf FX06 zu: ein kurzkettiges Peptid von F4 Pharma. FX06 geht auf den Gerinnungsfaktor Fibrin zurück und soll helfen, Komplikationen wie das gefürchtete Vascular-Leak-Syndrom in den Griff zu bekommen. Gegen Viren selbst ist die Substanz nicht wirksam. Zu diesem Zweck setzen Ärzte Favipiravir off label als RNA-Polymerase-Inhibitor ein. Gegen Sekundärinfektionen soll eine Antibiotikaprophylaxe helfen.
Bleibt als Fazit: Gelingt es Ärzten, mit symptomatischen Therapien, Atmung und Kreislauf aufrecht zu erhalten, haben Patienten gute Chancen. Bis Ende November waren in Europa und Nordamerika lediglich drei von 19 Infizierten verstorben. Grund genug, nicht nur an die pharmazeutische Forschung zu denken, sondern in betroffenen Ländern Gesundheitssysteme aufzubauen. Unter einer besseren Versorgung wäre es kaum zu derart hohen Patientenzahlen gekommen, vermuten WHO-Experten.