Bis heute sind die Ursachen eines Hörsturzes weitestgehend ungeklärt. Man kann ihn aber zuverlässig erkennen und behandeln. Eine kleine Wissensspritze zu einer der häufigsten Ohrenerkrankungen Deutschlands.
Jedes Jahr erleiden etwa 150.000 Menschen in Deutschland einen Hörsturz. Er zählt, neben der Mittelohrentzündung, zu einer der am häufigsten auftretenden Ohrerkrankungen in Deutschland. „Die genauen Ursachen für einen Hörsturz sind nicht abschließend geklärt. In den meisten Fällen liegt sie vermutlich im Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zu Durchblutungsstörungen im Innenohr führen“, weiß Prof. Götz Lehnerdt, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie des Petrus-Krankenhauses, Wuppertal.
Ein Hörsturz tritt meistens sehr plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Die genauen Ursachen sind jedoch noch nicht endgültig wissenschaftlich belegt. Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-System. „Ist der Stoffwechsel im Ohr gestört, kann es zu einer Schädigung der sogenannten Haarsinneszellen kommen. Sind diese Zellen einmal abgestorben, kann der Körper sie nicht neu bilden“, sagt Lehnerdt. Die Folge ist ein Hörverlust in dem Frequenzbereich, für den die entsprechenden Zellen zuständig waren. „In besonders schweren Fällen kann es so auch zum totalen Hörverlust kommen“, so Lehnerdt.
Auch wenn es in den meisten Fällen schwierig ist, eine direkte Ursache auszumachen, gibt es doch einige mögliche Auslöser, die mit einem Hörsturz in Verbindung gebracht werden. Dazu zählt beispielsweise übermäßiger Stress, erzeugt durch Lärm. Doch dieser Lärm wird nicht zwingend als solcher empfunden. „Schall wirkt auf den gesamten Organismus, wodurch körperliche Stressreaktionen ausgelöst werden. Dies ist auch schon bei nicht gehörschädigenden Lärmpegeln der Fall, etwa bei Verkehrslärm“, so Lehnerdt. Er ergänzt: „Der Körper schüttet aufgrund der Unruhe vermehrt Stresshormone aus, was zu einer Veränderung des Blutdrucks und der Herzfrequenz führt. Dies wiederum kann die Durchblutung im Innenohr maßgeblich beeinflussen.“
Da die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung weitgehend über das autonome Nervensystem gesteuert wird, treten diese Körperreaktionen auch im Schlaf auf, ohne dass der Betroffene es merkt. Ein eingeschalteter Fernseher während des Schlafens beeinflusst somit ebenfalls das Stresslevel. Nicht nur durch die Geräuschkulisse, sondern auch durch das Licht, das dem Körper vorgaukelt, es sei helllichter Tag. Weitere Ursachen für einen Hörsturz sind anderweitige Stressfaktoren und Stoffwechselstörungen, aber auch konkrete Vorerkrankungen wie Virusinfekte, Diabetes, Thrombosen, Embolien oder Gefäßkrämpfe und Autoimmunprozesse. Auch Probleme mit der Halswirbelsäule gelten als mögliche Ursache für Durchblutungsstörungen im Innenohr.
Bei einem leichten Hörsturz ist es durchaus möglich, ein bis zwei Tage abzuwarten und zu schauen, ob sich etwas bessert. In vielen Fällen kommt das Hörvermögen innerhalb eines Tages von allein zurück und die Symptome klingen ab. Ist dies nicht der Fall, sollte am nächsten Tag ein HNO-Arzt aufgesucht werden.
Bei einem schweren Hörverlust ist zu empfehlen, dies umgehend zu tun. Bei der Behandlung kommen Cortison oder Blutverdünner, die für eine bessere Durchblutung und Versorgung des Innenohrs mit Sauerstoff sorgen, zum Einsatz. Je nach Einschätzung des behandelnden Arztes können auch antivirale Medikamente verschrieben werden. „Wie bei den meisten anderen Krankheiten, hilft auch bei einem Hörsturz viel Ruhe und Entspannung, um den Körper so wenig wie möglich zusätzlich zu belasten“, rät Lehnerdt.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, empfehlen Mediziner eine möglichst gesunde Lebensweise. Hierzu zählen insbesondere festgelegte Ruhezeiten zur Reduktion des Stresslevels sowie eine ausgewogene Ernährung und die Vermeidung von Lärm in Schlaf- und Ruhephasen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Klinikverbunds St. Antonius und St. Josef, die der Redaktion vorliegt. Weitere Informationen findet ihr hier.
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