Schmerzen im linken Arm? Anzeichen für einen Myokardinfarkt, klar. Aber Schwitzen und Müdigkeit? Checkt hier, wie fit ihr in Sachen Herzerkrankungen seid.
Dass dasselbe Krankheitsbild verschiedenste Symptome aufweisen kann, ist in der Medizin die Regel. Hinzu kommt, dass Patienten ihre Symptome in der Anamnese individuell gewichten. Der eine mag Kopfschmerzen erwähnen, während die andere sie kaum wahrnimmt und deshalb nicht anspricht. Darüber hinaus können Symptome ohne Veränderungen im Krankheitsverlauf auftreten und der Krankheitszustand kann auch ohne Symptome fortschreiten.
Zur Auffrischung habe ich euch die sechs häufige Krankheitsbilder in der Kardiologie zusammengestellt. Das Folgende beleuchtet ihre prominenten, aber auch weniger bekannten Symptome.
Eine Herzinsuffizienz beginnt meist schleichend. Das Herz ist nach und nach nicht mehr in der Lage, den Körper und Organe wie Gehirn, Muskeln oder Nieren ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff zu versorgen. Wird eine Herzschwäche frühzeitig gezielt behandelt, lässt sich der Krankheitsverlauf oft bremsen. Damit zeitnah eine suffiziente Therapie eingeleitet werden kann, ist es wichtig, die Diagnose rasch zu stellen. Ein klassisches Symptom der Herzinsuffizienz ist Dyspnoe, teilweise mit Husten und Rasselgeräuschen. Dies ist ein häufiger Grund, warum Erwachsene mit Herzschwäche einen Arzt aufsuchen.
Weitere häufige Symptome sind Wassereinlagerungen und eine Gewichtszunahme, ebenso wie eine Nykturie oder Schwindel.
Frühe, subtilere Symptome sollten jedoch ebenfalls als Anzeichen für eine Herzinsuffizienz erkannt werden. Diese Symptome können gastrointestinale Symptome wie eine Magenverstimmung, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit sein. Auch eine schnellere Ermüdbarkeit, eine bestehende Belastungsintoleranz vor allem im Zusammenhang mit Müdigkeit und Kurzatmigkeit, eine Schlaflosigkeit, Depression und Angstzustände sowie Vorliegen von kognitiven Dysfunktionen können Anzeichen für eine Herzinsuffizienz sein.
Frauen mit Herzinsuffizienz berichten von einer größeren Vielfalt an Symptomen. Sie leiden häufiger unter Depression und Angstzuständen und berichten von einer geringeren Lebensqualität im Vergleich zu Männern mit Herzinsuffizienz. Genau wie bei einem Herzinfarkt berichten Frauen häufiger als Männer von anderen Symptomen. Bei einer bestehenden Herzschwäche berichten Frauen von Übelkeit, Palpitationen und Verdauungsstörungen sowie vermehrtes Schwitzen.
Bei einem Herzinfarkt wird der Blutfluss in einem Herzkranzgefäß unterbrochen, so dass ein Teil des Myokards nicht mehr ausreichend durchblutet wird und abstirbt, wenn keine schnelle Revaskularisation erfolgt. Nicht umsonst heißt es „Time is Muscle“, sodass die Diagnose schnell gefunden werden muss. Das am häufigsten berichtete Symptom bei einem Herzinfarkt sind Schmerzen in der Brust, die oft als Druck oder Unbehagen beschrieben werden und in den Kiefer, die Schulter, den linken und rechten Arm oder den oberen Rücken ausstrahlen können.
Die häufigsten gleichzeitig auftretenden Beschwerden sind Kurzatmigkeit, Schwitzen oder Kaltschweißigkeit sowie ungewöhnliche Müdigkeit, Übelkeit und Benommenheit.
Bei Frauen sind die Symptome oft weniger eindeutig als bei Männern. Gerade der typische Brustschmerz, der zur Diagnose eines Herzinfarkts führt, kann fehlen oder nur schwach ausgeprägt sein. Bei Frauen kommt es häufiger zu Druck- oder Engegefühl in der Brust. Weitere Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen können Dyspnoe, Schweißausbrüche, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch, Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit und Depression sein. Viele dieser Beschwerden führen dazu, dass Mediziner zuerst an eine harmlose Magenverstimmung denken und nicht an einen Herzinfarkt.
Von einer Herzklappenerkrankung spricht man, wenn eine oder mehrere Herzklappen undicht, verkalkt oder verengt sind. Man unterscheidet zwischen einer Stenose und einer Insuffizienz. Herzklappenerkrankungen sind oft über einen langen Zeitraum symptomlos und werden nur zufällig entdeckt. Treten Beschwerden auf, sind sie immer ernst zu nehmen. Denn in aller Regel schreiten Herzklappenerkrankungen langsam voran und können unbehandelt nicht nur die Lebensqualität vermindern, sondern auch die Lebenszeit verkürzen.
Herzklappenerkrankungen sind eine häufige Ursache für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz und teilen die Symptome der Dyspnoe und der Leistungsschwäche.
Klappenerkrankungen können auch Bluthochdruck in der Lunge oder pulmonale Hypertonie verursachen. Eine der schwerwiegendsten und häufigsten Formen von Klappenerkrankungen ist die Aortenstenose, die auftritt, wenn sich die Aortenklappe verengt und den Blutfluss aus dem Herzen einschränkt. Es kann zu Schwindel bis hin zu Synkopen kommen, wenn die Erkrankung fortschreitet, zudem sind periphere Ödeme möglich.
Frauen mit Aortenstenose berichten häufiger über Dyspnoe, Belastungsintoleranz und körperliche Schwäche als Männer, und sie haben mit größerer Wahrscheinlichkeit niedrigere Werte in einem Standardklassifikationssystem für Herzinsuffizienz, bekannt als New York Heart Association Functional Classification. Männer mit Klappenerkrankungen berichten häufiger über Brustschmerzen als Frauen mit Klappenerkrankungen.
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn sich ein Blutgefäß zum Gehirn verschließt oder platzt und verursacht typischerweise erkennbare Symptome, die sofortige Hilfe erfordern. Zeichen für einen Schlaganfall können eine herabhängende Gesichtshälfte, Arm- oder Beinschwäche oder Lähmung, eine Störung der Feinmotorik, Sprachschwierigkeiten, Verwirrtheit, Schwindel, Koordinations- oder Gleichgewichtsverlust und Sehstörungen sein. Typisch für den Schlaganfall ist, dass diese Lähmungen und Schwächen meist nur eine Körperseite betreffen.
Das Erkennen von Schlaganfallsymptomen ist von entscheidender Bedeutung, da eine sofortige Behandlung dazu beitragen kann, das Risiko einer langfristigen Einschränkung zu verhindern oder zu verringern. Frauen, die einen Schlaganfall erleiden, haben häufiger als Männer weniger bekannte Symptome. Dazu gehören Kopfschmerzen, ein veränderter Geisteszustand, Koma oder Benommenheit.
Ein Schlaganfall kann auch das Denken beeinträchtigen, was wiederum die Fähigkeit der Person beeinflussen kann, neue oder sich verschlechternde Symptome zu erkennen und den Arzt zu informieren. Nach einem Schlaganfall können einige Symptome fortbestehen und eine fortgesetzte Behandlung erfordern. Das Screening nach einem Schlaganfall sollte eine Untersuchung auf Angstzustände, Depression, Müdigkeit und Schmerzen umfassen. Es kann Monate dauern, bis sich Schmerzen nach einem Schlaganfall entwickeln.
Herzrhythmusstörungen, oder Arrhythmien, werden oft als das Gefühl eines anormalen Herzschlags oder Herzklopfens beschrieben, das unregelmäßig, schnell, flatternd oder stockend sein kann. Zudem besteht oft das Gefühl einer inneren Unruhe.
Andere Symptome können Müdigkeit, Dyspnoe und Schwindel sein. Weniger häufig können bei manchen Menschen mit Herzrhythmusstörungen Brustschmerzen, Schwindel, Ohnmachtsanfälle und Angstzustände auftreten.
Frauen und jüngere Erwachsene mit Rhythmusstörungen leiden häufiger unter Palpitationen, während Männer eher keine Symptome haben. Bei älteren Erwachsenen ist es wahrscheinlicher, dass entweder ungewöhnliche Symptome oder keine Symptome auftreten. Da es verschiedene Formen der Herzrhythmusstörungen gibt, ist es unabdingbar bei dem Verdacht auf diese Erkrankung eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. Im besten Fall gelingt es, die Herzrhythmusstörung elektrokardiogaphisch zu sichern.
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) betrifft die Arterien in den unteren Extremitäten, was zu einer verminderten Blutversorgung der Beine führt. Ein bestehender Nikotinkonsum ist einer der häufigsten Risikofaktoren für diese Erkrankung.
Menschen mit einer pAVK haben möglicherweise keine Symptome oder entwickeln das klassische Symptom der Claudicatio, bei dem es sich um Schmerzen in einem oder beiden Wadenmuskeln handelt, die beim Gehen auftreten und in Ruhe nachlassen. Die Schmerzen können so stark sein, dass ein Weitergehen unmöglich ist. Umgangssprachlich wird die pAVK aus diesem Grund auch Schaufensterkrankheit genannt. Schmerzen in anderen Teilen der Beine und in den Füßen und Zehen sind jedoch auch möglich.
Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, kann es auch zu einem bestehenden Ruheschmerz und/oder trophischen Störungen kommen. Eine pAVK mit Symptomen ist mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden, wobei Männer einem höheren Risiko ausgesetzt sind als Frauen. Eine Depression tritt häufig bei Menschen mit pAVK auf, insbesondere bei Frauen, Menschen, die älter sind und Patienten mit schwerer pAVK. Frauen berichten eher über Schmerzen an anderen Stellen als dem Wadenmuskel oder haben gar keine Symptome.
Symptome können sehr unterschiedlich sein und werden von unseren Patienten in einem individuellen Maß gewichtet. Eine genau Anamnese ist unabdingbar! Neben den klassischen Symptomen für einzelne Krankheitsbilder sollten auch die subtileren Beschwerden nicht aus den Augen verloren werden. Die unterschiedliche Ausprägung einiger Symptome bei Mann und Frau, aber auch bei jüngeren und älteren Menschen sollten unbedingt berücksichtigt werden.
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