Etwa fünf bis zehn Prozent der Erblindungen weltweit sind auf die seltene entzündliche Augenerkrankung Uveitis zurückzuführen. Bonner Forscher haben jetzt eine neuartige Diagnose-Methode getestet.
Verschwommenes Sehen, Schlieren vor dem Auge und ungewöhnliche Lichtwahrnehmungen – wer von der seltenen Krankheit Uveitis posterior betroffen ist, hat keine Schmerzen. „Doch die Folgen können gravierend sein: Etwa fünf bis zehn Prozent der Erblindungen weltweit sind durch Uveitis bedingt. Uveitis ist eine seltene Erkrankung, aber besonders die Uveitis posterior hat potentiell eine schlechte Prognose und bedarf oft einer immunsuppressiven Therapie“, sagt Dr. Maximilian Wintergerst von der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Es gibt verschiedene Formen der Erkrankung. Bei der Uveitis posterior entzünden sich die Netzhaut beziehungsweise die Aderhaut im Auge. Während die Netzhaut das einfallende Licht in Nervenimpulse umwandelt, versorgt die Aderhaut die äußeren Schichten der Netzhaut mit Nährstoffen.
„Es ist nicht einfach, die zahlreichen Subtypen der Uveitis zu unterscheiden“, sagt Wintergerst. Da die verschiedenen Unterformen oft ein unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern, ist jedoch eine sichere Diagnose umso wichtiger. Deshalb untersuchten Forscher der Bonner Uni-Augenklinik zusammen mit Kollegen der Medizinischen Biometrie und der Rheumatologie des Uniklinikums Bonn sowie der Berner Uni-Augenklinik (Schweiz) eine neue Bildgebungstechnik, die die Diagnose von Uveitis posterior unterstützen kann. Die Ergebnisse sind nun in Nature Scientific Reports erschienen.
Das Team evaluierte die farbkodierte Fundus-Autofluoreszenz (Spectrally Resolved Autofluorescence Imaging). Dabei wird die Netzhaut mit bläulichem Licht beleuchtet. Die Netzhaut nimmt das Licht auf und strahlt es mit veränderter Wellenlänge wieder ab. Diese Fluoreszenz misst das Gerät und zerlegt die Signale in einen grünen und einen roten Anteil.
„Das Grün-Rot-Verhältnis des von den einzelnen Entzündungsherden emittierten Lichtes hängt unter anderem davon ab, um welche Uveitis posterior-Unterform es sich genau handelt“, erklärt Wintergerst. Die Forscher untersuchten die Augen von 45 Studienteilnehmern. Von allen wurde vorher genau diagnostiziert, welche Unterform der Uveitis vorlag. Hierzu wurden die augenärztlichen Untersuchungsbefunde, Laborwerte, serologische und radiologische Befunde sowie teilweise auch genetische und interdisziplinäre klinische Untersuchungen mit einbezogen.
Die Forscher werteten für rund 800 Entzündungsherde in den Augen der Patienten das Grün-Rot-Verhältnis in der Fluoreszenz des Augenhintergrundes aus. „Dabei zeigte sich, dass dieser Quotient als Marker zur Abgrenzung der verschiedenen Uveitis posterior-Unterformen sehr charakteristisch und hilfreich sein kann“, sagt Prof. Robert Finger, Co-Autor der Studie und Leiter der Uveitis-Sprechstunde an der Bonner Uni-Augenklinik. „Wir könnten damit in Zukunft sicherere Diagnosen stellen.“ Finger koordiniert an der Universitäts-Augenklinik Bonn zusammen mit Kollegen aus Münster das deutschlandweite Uveitis-Register „TOFU“ (Treatment Exit Options for Non-Infectious Uveitis). Damit sollen langfristig Krankheitsverläufe dokumentiert und Empfehlungen für Therapieleitlinien erarbeitet werden.
„In der aktuellen Studie stellen wir in Kollaboration mit unseren internationalen Partnern den genauen technischen Hintergrund der farbkodierten Fundus-Autofluoreszenz in der Augenheilkunde vor“, sagt Klinikdirektor Prof. Frank Holz. „Diese Technologie könnte in Zukunft neben sichereren Diagnosen außerdem ein besseres Monitoring der Uveitis posterior ermöglichen.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Christopher Burns, unsplash