Ein 31-Jähriger kommt mit quälenden Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen in die Notaufnahme. Laboruntersuchungen liefern bereits erste Hinweise auf die Ursache, bei der auch noch ein Cocktail ins Spiel kommt.
Ein 31-jähriger Bodybuilder stellt sich in Dubai in der Notaufnahme vor: Geplagt von Schmerzen im Epigastrium mit Übelkeit und Erbrechen. Einen Gewichtsverlust, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit oder sonstige Grundkrankheiten verneint er, ebenso wie ein Trauma. Er raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol.
Die Ärzte beginnen den jungen Mann zu untersuchen. Er ist hämodynamisch stabil, doch sein Epigastrium ist extrem druckschmerzhaft. Daraufhin ordnen sie einige Laboruntersuchungen an. Dabei zeigen sich zwar ein leicht erniedrigter Hämoglobinwert von 12,9 g/dL sowie eine erhöhte Kreatinkinase (CK) und Aspartat-Aminotransferase (AST), aber die übrigen Leberwerte sind allesamt normal. Doch zwei andere Laborwerte lassen die Ärzte zugleich staunen und in höchste Alarmbereitschaft gehen: Amylase und Lipase liegen bei 525 bzw. 503 U/L - eine akute Pankreatitis?
Eine CT-Untersuchung des Bauchraumes mit oralem und intravenösem Kontrastmittel zeigt eine Hepatomegalie sowie eine diffuse Verdickung und ein Ödem von Corpus und Cauda pancreatis mit peripankreatischen Fettansammlungen. Eine Pankreasnekrose ist jedoch glücklicherweise nicht ersichtlich.Doch unterm Strich können die Ärzte nun aufgrund des klinischen Bildes, der Laborbefunde und der CT-Bilder eine akute Pankreatitis diagnostizieren.
Doch wie konnte es dazu kommen? Die Ärzte lassen einige weitere Laborwerte bestimmen, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Aber sowohl der IgG4-Spiegel, als auch der Serumtriglyceridspiegel und Serumkalziumspiegel sind normal. Auch ein Gentest ergibt keinen Hinweis auf eine CFTR-, PRSS1- oder SPINK-Mutation, was für eine hereditäre Pankreatitis sprechen würde.
Es bleibt am Ende nur eine mögliche Erklärung: Der junge Mann hatte aufgrund des Bodybuildings vor etwa einem Monat begonnen, ein spezielles Gemisch aus verschiedenen Substanzen zu nehmen. Dazu zählen Fluoxymesteron, Mesterolon, Drostanolon, Stanozolol, Tamoxifen, Testosteronenanthat, Testosteronpropionat, Trenbolon und Clenbuterol sowie mehrere Vitaminpräparate. Außerdem injiziert sich der junge Mann fünfmal pro Woche Wachstumshormone in der doppelten empfohlenen Dosis. Insbesondere aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs halten die Ärzte nun am ehesten diesen Wirkstoff-Cocktail für den auslösenden Übeltäter der akuten Pankreatitis.
Sie empfehlen dem jungen Mann künftig auf die Einnahme von Steroiden, Wachstumshormonen oder anderen Ergänzungsmitteln zu verzichten und behandeln die Pankreatitis mit intravenöser Flüssigkeitszufuhr und Schmerztherapie. Die Symptome bessern sich rasch, sodass er bereits nach 3 Tagen entlassen werden kann. In der Sonographie eine Woche später erscheint die Bauchspeicheldrüse bereits wieder normal. Auch ein Jahr später ist er weiterhin symptomfrei, ohne weitere Anzeichen einer Pankreatitis, was den vermuteten Zusammenhang zu den inzwischen nicht mehr eingenommenen Anabolika noch einmal bestätigt.
Text- und Bildquelle: Shabestari et al. / Journal of Medical Case Reports
Titelbild: Unsplash / Daniele Levis Pelusi