Forscher haben einen Wirkstoff identifiziert, der den körpereigenen Reparaturprozess der Neuroregeneration unterstützt. Könnte er in Zukunft die Therapie von MS-Patienten verbessern?
Die Regeneration von Nervenzellen ist ein wichtiger Reparaturprozess des Nervensystems. Im Zentralnervensystem (ZNS) ist die Neuroregenration jedoch ein seltenes Ereignis und stark auf den Ersatz sogenannter oligodendroglialer Zellen und ihrer isolierenden Elemente – der Myelinscheide – beschränkt. So auch bei Multiple Sklerose (MS), einer entzündlichen Erkrankungen des ZNS.
Neurologe Prof. Patrick Küry untersucht seit vielen Jahren regenerative Prozesse mit dem Ziel, Substanzen zu identifizieren, die die Neuregeneration verbessern und unterstützen. In einer aktuellen Studie haben Küry und sein Team nun herausgefunden, dass das Kortikosteroid Medryson den Ersatz verlorener oligodendroglialer Zellen hochwirksam fördert. Auch die Wiederherstellung von Myelinscheiden und die damit verbundene elektrische Isolierung der Axone scheint durch das Hormon verbessert.
Besonders überraschend für die Wissenschaftler war dabei, dass der Regenerationseffekt durch Medryson über einen völlig unerwarteten Zelltyp vermittelt wurde: die Astrozyten. Anhand eines Mausmodells konnten die Wissenschaftler nun erstmals zeigen, dass Astrozyten in Situationen, in denen Myelinstrukturen beschädigt sind, spezifisch reagieren und in vielen verschiedenen Subtypen auftreten. Einige dieser Typen versuchen, lokale Gewebereparaturen zu unterstützen, andere sind auf eine stärkere Gewebezerstörung ausgerichtet und tragen sogar zusätzlich zur Läsionsbildung bei. Der Einsatz des Medryson-Medikament kann das Verhalten der Subtypen nun lenken: Der Wirkstoff kann neurotoxische Astrozytenpopulationen zähmen und soll nun dafür sorgen, dass Astrozyten lediglich die Neuroregeneration unterstützen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Erik Mclean, unsplash