Schon lange ist bekannt, dass zwischen dem Risiko an Krebs zu erkranken und dem regelmäßigen Konsum von Alkohol ein Zusammenhang besteht. Das Risiko ist vor allem bei bestimmten Krebsarten erhöht, z. B. bei Krebs der Mundhöhle und des Rachens, der Speiseröhre und der Leber, aber nicht darauf beschränkt. Experten vermuten, dass bei Männern etwa neun von zehn und bei Frauen rund die Hälfte der alkoholbedingten Krebserkrankungen und Krebstodesfälle vermieden werden könnten.1
Diese Erkenntnisse stützen sich auf umfangreiche epidemiologische Arbeiten. Unter anderem hat eine große globale Studie für das Jahr 2020 ermittelt, dass rund vier Prozent aller neu diagnostizierten Krebsfälle weltweit auf das Konto von Alkoholkonsum gingen – insgesamt rund 740.000 Fälle! Ca. drei Viertel der Betroffenen waren männlich. Am häufigsten wurden Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs oder Brustkrebs in Verbindung mit Alkoholkonsum diagnostiziert.2
Dabei zeigte sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Die Mehrzahl der Fälle war mit starkem (> 60 g Alkohol pro Tag, 46,7 %) oder riskantem Trinkverhalten (20-60 g/Tag, 39,4 %) verbunden. Doch auch moderates Trinken (< 20 g/Tag) trug zu 13,9 % der Fälle bei.2
Die Frage, wie der Risikofaktor Alkohol für das Prostatakarzinom (PCa) zu bewerten ist, wird kontrovers diskutiert.3 Einige epidemiologische Studien legen einen Zusammenhang nahe, andere wiederum liefern widersprüchliche Ergebnisse.3
Um den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema aufzuarbeiten, haben Wissenschaftler:innen aus den USA für eine Übersichtsarbeit relevante Studien genauer in den Blick genommen. Zusammengefasst spielen die folgenden Aspekte bei der Beurteilung eine Rolle:3
Die Frage danach, wie schwer der Alkohol als Risikofaktor beim Prostatakarzinom wiegt, ist nicht leicht abschließend zu beantworten. Es scheint jedoch deutlich mehr Hinweise darauf zu geben, dass Alkoholkonsum die Entstehung und das Fortschreiten von Prostatakrebs begünstigt. Dies ist stets im Kontext anderer Faktoren wie Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, Rauchen, Übergewicht und familiärer Prädisposition zu betrachten.3
Die Autor:innen des Review-Artikels kommen zu dem Schluss, dass Personen mit PCa-Fällen in der nächsten Verwandtschaft nur wenig Alkohol konsumieren sollten. PCa-Patienten sollten vollständig auf Alkohol verzichten, da Ethanol und seine Stoffwechselprodukte Tumorwachstum und Metastasierung beschleunigen könnten.3
Zur Vorbeugung wird eine Reduktion des Alkoholkonsums auch in der aktuellen deutschen S3-Leitlinie „Prostatakarzinom“ empfohlen – nicht nur wegen eines möglichen direkten Einflusses auf das Tumorwachstum, sondern auch, um ein gesundes Körpergewicht anzustreben.4 Der Verzicht auf Alkohol kann eine wichtige Präventionsmaßnahme sein, natürlich auch hinsichtlich anderer (Krebs-)Erkrankungen.
Referenzen:
ONC_2022_0245_DE | Erstellt September 2022