Eine groß angelegte Studie zeigt, dass die relativ neue Form der Demenz LATE besonders häufig bei Alzheimer-Patienten auftritt. Was das für die Forschung bedeutet, lest ihr hier.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass die Prävalenz von Hirnveränderungen einer neu klassifizierten Form der Demenz bei älteren Erwachsenen bei etwa 40 % und bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit sogar bei 50 % liegen könnte. Im Jahr 2019 benannten Dr. Pete Nelson, Neuropathologe und Inhaber des R.C. Durr Foundation Chair in Alzheimer's Disease und internationale Experten diese neue Form der Demenz als limbisch-prädominante altersbedingte TDP-43-Enzephalopathie – oder kurz LATE.
Die Studie umfasste Autopsie-, genetische und klinische Daten von mehr als 6.000 Gehirnen aus 13 bestehenden gemeinde- und bevölkerungsbasierten Studienkohorten. In den Proben und Daten sind fünf verschiedene Länder aus drei Kontinenten vertreten. Die Ergebnisse zeigten, dass mehr als ein Drittel der Gehirne eine LATE-Pathologie aufwiesen.
Die Symptome von LATE ahmen die Alzheimer-Krankheit nach, indem sie Gedächtnisverlust und Probleme beim Denken und Schlussfolgern im Alter verursachen. Die Forscher fanden jedoch heraus, dass sich das von LATE betroffene Gehirn von dem der Alzheimer-Krankheit unterscheidet und dass die Therapien, die bei dem einen funktionieren, bei dem anderen wahrscheinlich nicht funktionieren.
„Nicht nur die Größe dieser kombinierten Analyse ist wichtig, sondern auch die Tatsache, dass die Teilnehmer der Studien, welche zur Gehirnspende einhergingen, aus Längsschnittstudien in untersuchten Populationen stammen. Dadurch können wir mehr über den Beitrag von LATE zur Demenz in älteren Bevölkerungsgruppen sagen. Das ist etwas ganz anderes als die meisten Forschungsarbeiten, die tatsächlich von Einzelpersonen ohne diese Verankerung ausgehen“, sagt Dr. Carol Brayne, britische Wissenschaftlerin und Professorin für Public Health Medicine an der Universität Cambridge. „Da Demenz im höheren Alter am häufigsten auftritt, sind die Ergebnisse der LATE-Studie besonders wichtig. Obwohl es viele Unterschiede zwischen den hier zusammengefassten Studien gibt – vom Design bis zur Methodik – zeigen sie alle die Bedeutung von LATE und lassen vermuten, dass unsere Ergebnisse über einzelne Länder oder Regionen der Welt hinaus relevant sind.“
Zwar gab es bereits frühere Berichte über LATE von einzelnen Forschungszentren und verschiedenen Gruppen, aber es gab noch keine Studie, die die Ergebnisse vieler gemeindebasierter Autopsiekohorten zusammenführte.
Bei der Untersuchung der Ergebnisse stellten die Wissenschaflter fest, dass LATE in Gehirnen mit schweren neuropathologischen Veränderungen der Alzheimer-Krankheit noch häufiger vorkommt; mehr als die Hälfte der schweren Alzheimer-Fälle wiesen auch LATE auf.
Angesichts der weltweit ersten klinischen Studie für LATE und der Tatsache, dass sich die Aufmerksamkeit auf die Prävention von LATE und Alzheimer richtet, sind grundlegende Informationen, die durch Studien wie diese gewonnen werden, von entscheidender Bedeutung. „Sie helfen uns bei der Formulierung von Schlüsselfragen wie ‚Wer sollte für eine Forschungsstudie rekrutiert werden?‘ und ‚Wonach sollten wir suchen?‘ Sie können uns aber auch dabei helfen, LATE und die Alzheimer-Krankheit besser zu erforschen, da diese beiden Hirnerkrankungen so häufig bei ein und derselben Person auftreten.“
„Wir brauchen mehr Informationen in vielfältigeren Kohorten. Menschen afrikanischer oder asiatischer Abstammung wurden in dieser Studie relativ wenig erfasst. Bisher hat es nicht den Anschein, dass Menschen mit unterschiedlichem ethnischem Hintergrund ein unterschiedliches Risiko für LATE haben, aber es sind weitere Arbeiten in diesem wichtigen Bereich erforderlich“, konkludiert Nelson.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of Kentucky. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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