Typhus verursachende Bakterien werden zunehmend resistent gegen einige der wichtigsten Antibiotika, zeigt eine aktuelle Studie. Darin wird auch deutlich, wie weit verbreitet diese resistenten Stämme schon sind.
Typhus ist ein weltweites Problem für die öffentliche Gesundheit und verursacht jährlich 11 Millionen Infektionen und mehr als 100.000 Todesfälle. Während die Krankheit in Südasien am weitesten verbreitet ist – dort sind 70 % der weltweiten Krankheitslast zu verzeichnen – hat sie auch erhebliche Auswirkungen in Afrika südlich der Sahara, Südostasien und Ozeanien, was die Notwendigkeit einer globalen Reaktion unterstreicht.
Mit Antibiotika lassen sich Typhus-Infektionen erfolgreich behandeln, doch ihre Wirksamkeit wird durch das Auftreten resistenter Salmonella enterica serovar Typhi (S. Typhi-Stämme) gefährdet. Der Anstieg und die Ausbreitung von resistenten S. Typhi wurden bisher nur in begrenztem Umfang untersucht, wobei die meisten Studien auf kleinen Stichproben basierten.
Die Autoren der neuen Studie, die in The Lancet Microbe veröffentlicht wurde, führten eine Ganzgenomsequenzierung an 3.489 S. Typhi-Isolaten durch, die aus Blutproben gewonnen wurden, die zwischen 2014 und 2019 von Menschen in Bangladesch, Indien, Nepal und Pakistan mit bestätigten Fällen von Typhus gesammelt wurden. Eine Sammlung von 4.169 S. Typhi-Proben, die zwischen 1905 und 2018 aus mehr als 70 Ländern isoliert wurden, wurde ebenfalls sequenziert und in die Analyse einbezogen.
Resistenzgene in den 7.658 sequenzierten Genomen wurden mithilfe von Gendatenbanken identifiziert. Stämme wurden als multiresistent (MDR) eingestuft, wenn sie Gene enthielten, die eine Resistenz gegen die klassischen Front-Line-Antibiotika Ampicillin, Chloramphenicol und Trimethoprim/Sulfamethoxazol vermitteln. Die Autoren spürten auch das Vorhandensein von Genen auf, die eine Resistenz gegen Makrolide und Chinolone vermitteln, die zu den wichtigsten Antibiotika für die menschliche Gesundheit gehören.
Die Analyse zeigt, dass sich resistente S. Typhi-Stämme seit 1990 mindestens 197-mal zwischen Ländern verbreitet haben. Diese Stämme traten am häufigsten in Südasien, Südostasien, Ost- und Südafrika auf, wurden aber auch aus dem Vereinigten Königreich, den USA und Kanada gemeldet. Seit 2000 ist die Zahl der MDR-S. Typhi in Bangladesch und Indien stetig zurückgegangen und in Nepal niedrig geblieben (weniger als 5 % der Typhus-Stämme), während sie in Pakistan leicht zugenommen hat. Diese werden jedoch durch Stämme ersetzt, die gegen andere Antibiotika resistent sind.
So sind seit 1990 mindestens 94-mal Genmutationen aufgetreten und verbreitet worden, die eine Resistenz gegen Chinolone bewirken, wobei fast alle dieser Mutationen (97 %) ihren Ursprung in Südasien hatten. Chinolonresistente Stämme machten in den frühen 2000er Jahren mehr als 85 % der S. Typhi in Bangladesch aus und stiegen bis 2010 auf mehr als 95 % in Indien, Pakistan und Nepal. Mutationen, die eine Resistenz gegen Azithromycin verursachen, sind in den letzten 20 Jahren mindestens sieben Mal aufgetreten.
In Bangladesch tauchten Stämme mit diesen Mutationen um 2013 auf, und seither hat sich ihre Populationsgröße stetig vergrößert. Die Ergebnisse ergänzen die jüngsten Belege für die rasche Zunahme und Ausbreitung von S. Typhi-Stämmen, die gegen Cephalosporine der dritten Generation resistent sind – eine andere Klasse von Antibiotika, die für die menschliche Gesundheit von großer Bedeutung ist.
Der Hauptautor der Studie, Dr. Jason Andrews von der Stanford University (USA), sagt: „Die Geschwindigkeit, mit der hochresistente S. Typhi-Stämme in den letzten Jahren aufgetaucht sind und sich ausgebreitet haben, ist wirklich besorgniserregend und macht deutlich, dass die Präventionsmaßnahmen dringend ausgeweitet werden müssen, insbesondere in den Ländern mit dem größten Risiko. Gleichzeitig unterstreicht die Tatsache, dass sich resistente Stämme von S. Typhi so oft international ausgebreitet haben, die Notwendigkeit, die Typhusbekämpfung und die Antibiotikaresistenz im Allgemeinen als ein globales und nicht als ein lokales Problem zu betrachten.“
Die Autoren räumen einige Einschränkungen in ihrer Studie ein. So sind S. Typhi-Sequenzen aus mehreren Regionen unterrepräsentiert, insbesondere aus vielen Ländern in Afrika südlich der Sahara und Ozeanien, wo Typhus endemisch ist. Es werden mehr Sequenzen aus diesen Regionen benötigt, um den Zeitpunkt und die Muster der Ausbreitung besser zu verstehen. Selbst in Ländern mit besserer Probenahme stammen die meisten Isolate aus einer kleinen Anzahl von Überwachungsstellen und sind möglicherweise nicht repräsentativ für die Verteilung der zirkulierenden Stämme. Da die S. Typhi-Genome nur einen Bruchteil aller Typhusfälle erfassen, werden die Schätzungen der Resistenz verursachenden Mutationen und der internationalen Verbreitung wahrscheinlich unterschätzt. Diese potenziellen Unterschätzungen machen deutlich, dass die genomische Überwachung ausgeweitet werden muss, um einen umfassenderen Einblick in das Auftreten, die Ausbreitung und die Verbreitung von antibiotikaresistenten Organismen zu erhalten.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von The Lancet. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: delfi de la Rua, unsplash