Jeder 15. Arzt leidet an Suizidgedanken. Was sind die entscheidenden Faktoren, die zu diesen alarmierenden Zahlen führen – und was kann man dagegen tun?
Burnout und Suizid bei Ärzten sind ein wachsendes Problem für die öffentliche Gesundheit. Denn 1 von 15 Ärzten leidet unter Suizidgedanken. Studien zeigen immer wieder, dass Ärzte vor einem Suizid mit größerer Wahrscheinlichkeit arbeitsbedingte Stressfaktoren erleben als Nicht-Mediziner. Die genaue Art dieser Stressoren war jedoch bisher unbekannt.
Um die beruflichen Stressfaktoren, die zum Suizid von Ärzten beitragen, besser zu verstehen und zu charakterisieren, untersuchten Forscher der UC San Diego Health die Todesfallberichte von 200 ärztlichen Suiziden, die zwischen 2003 und 2018 in einer nationalen Datenbank erfasst wurden. Mithilfe von natürlicher Sprachverarbeitung und thematischer Analyse konnte das Team die wichtigsten Faktoren identifizieren, die zu Arbeitsstress und Suizid bei Ärzten beitragen.
Die Studie, die in Suicide and Life-Threatening Behavior veröffentlicht wurde, fand sechs übergreifende Themen in den Berichten. Dazu gehörten Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Verschlechterung des körperlichen Gesundheitszustands, Substanzkonsum, der die Beschäftigung gefährdete, die Wechselwirkung zwischen psychischer Gesundheit und arbeitsbezogenen Problemen, Beziehungskonflikte, die sich auf die Arbeit auswirken, rechtliche Probleme und erhöhte finanzielle Belastung.
„Wir übersehen oft die körperliche Gesundheit unserer Mitarbeiter im Gesundheitswesen, aber ein schlechter Gesundheitszustand kann zu Schwierigkeiten bei der Ausführung von Aufgaben bei der Arbeit führen – was wiederum zu Arbeitsstress und psychischen Problemen führt“, so die korrespondierende Autorin Dr. Kristen Kim, Assistenzärztin in der Psychiatrie an der UC San Diego Health.
Kurzfristig betonten die Forscher die Notwendigkeit, den Zugang von Ärzten zu Primärversorgungsdiensten zu verbessern, ihre Probleme bei der Terminplanung zu minimieren und ihre Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit auszuräumen. Langfristig riefen die Autoren zu umfassenderen strukturellen und kulturellen Veränderungen auf, um Stress am Arbeitsplatz und schlechte Selbstfürsorge der Ärzte zu bekämpfen.
„Die unausgesprochene Kultur der Medizin ermutigt zu Selbstaufopferung, aufgeschobenen Bedürfnissen und aufgeschobenen Belohnungen“, so Kim. „Wir wollen unsere Patienten immer an die erste Stelle setzen, aber wer andere heilen will, muss erst sich selbst heilen.“
Die Autoren betonen, wie wichtig es ist, unter den Ärzten ein Gefühl der Sicherheit und der Gemeinschaft zu kultivieren. Sie schlugen außerdem vor, dass Gesundheitssysteme und medizinische Fakultäten zusätzliche Schulungen zu persönlichen Finanzen und rechtliche Unterstützung anbieten sollten.
„Es gibt noch viel zu tun“, sagt Kim, „aber das Problem zu erkennen und anzuerkennen ist immer der erste Schritt zur Lösung, und genau das tun wir.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of California - San Diego. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ante Gudelj, unsplash