Präparate mit lebenden Hefezellen können die Erkrankungsdauer infektiöser Diarrhö nachweislich verkürzen. Die vermeintlich harmlosen Mittel sollten aber nicht von jedem eingenommen werden – bei schwerkranken Patienten wurden Todesfälle beschrieben.
Saccharomyces boulardii wird als probiotischer Arzneistoff zur Prophylaxe sowie zur Behandlung von Durchfall bei Antibiotikagaben eingesetzt. Daten der Cochrane Collaboration belegen, dass Probiotika zusammen mit einer adäquaten Rehydratation eine infektiöse Diarrhö um durchschnittlich einen Tag verkürzen können. Auch bei rezidivierenden Infektionen mit Clostridium difficile wird die Hefe zusammen mit Vancomycin und Metronidazol eingesetzt. In einem Rote-Hand-Brief weist die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) auf Fungämien als Nebenwirkung mit vereinzelten Todesfällen. Das sind systemische Pilzinfektionen. Eine Fungämie kann zur Sepsis führen.
Die Meldung überrascht nicht wirklich. Bislang waren entsprechende Risiken bei Patienten mit zentralem Venenkatheter bekannt. Neuen Erkenntnissen zufolge kann es auch bei hospitalisierten, schwerkranken oder immunsupprimierten Patienten zu Fungämien kommen. Das typische Symptom zu Beginn ist Fieber. Ärzte setzen dann S. boulardii sofort ab und leiteten antimykotische Therapien ein, was meistens zum Erfolg führt. In den nun bekannt gewordenen Fällen starben dennoch einige Personen. Grund genug für die AkdÄ, Ärzte und Apotheker zu warnen. Gleichzeitig wurde die Fachinformation überarbeitet. Experten weisen noch auf eine weitere Problematik hin: Schwerkranke oder immunsupprimierte Patienten sowie Patienten mit zentralem Venenkatheter oder auch peripherem Katheter dürfen sich nicht in der Nähe befinden, falls mit S. boulardii hantiert wird. Ärzte, Apotheker oder Pflegekräfte sollten daher in der Nähe von Risikogruppen den Umgang mit Mikroorganismen vermeiden. Um Kontamination mit den Mikroorganismen über die Hände oder die Raumluft zu vermeiden, dürfen die Beutel und Kapseln nicht im Krankenzimmer geöffnet werden. Außerdem sollte das ärztliche Personal Handschuhe tragen, diese nachher sofort entsorgen und ihre Hände desinfizieren.
Die aktuelle Warnung der AkdÄ bezieht sich auf folgende Präparate:
Apotheker sollten Patienten, die entsprechende Präparate im HV wünschen, gezielt ansprechen.