Gliome machen 30–40 % der intrakraniellen Tumoren bei Hunden aus. Aber nicht jeder Pathologe würde bei einer Probe auch ein Gliom diagnostizieren. Neue Diagnosekriterien sollen helfen, tiermedizinische Diagnostik einheitlicher zu machen.
Die histopathologische Beurteilung von Tumoren ist oft ein subjektiver Prozess – zumindest teilweise. Studien, die Veterinär-Pathologen zu einem Konsens verhelfen, sind bisher jedoch rar gesät. Aus diesem Grund veröffentlichte das US-amerikanische Comparative Brain Tumour Consortium (CBTC) kürzlich Kriterien für die Diagnostik von Gliomen bei Hunden. Aber helfen diese Pathologen einheitlichere Diagnosen zu treffen?
Ein Team aus mehreren Institutionen unter der Leitung von Forschern der North Carolina (NC) State University hat sich der Frage angenommen und herausgefunden, dass die Anwendung der kürzlich veröffentlichten Kriterien für die Diagnose von Gliomen bei Hunden zu einem starken diagnostischen Konsens unter Pathologen führt. Die Ergebnisse ebnen nicht nur den Weg für mehr standardisierte Diagnosekriterien für Hunde mit Hirntumoren, sondern schaffen auch eine nützliche Grundlage zur Unterstützung größerer interinstitutioneller Studien, die Hunden und Menschen mit Gliomen helfen könnten. Sie wurden in Veterinary and Comparative Oncology veröffentlicht.
Gliome sind Tumoren, die im Gehirn und Rückenmark auftreten und 30–40 % der intrakraniellen Tumoren bei Hunden ausmachen. In der Humanmedizin verfügen Ärzte über einen Diagnosealgorithmus, der auf molekularen und mikroskopischen Merkmalen beruht und ihnen hilft, den Subtyp und den Grad (oder die Schwere) des Glioms zu identifizieren und zu bestimmen.
Für Hunde gab es bis 2018 keine vergleichbaren Standards, bis das CBTC eine Reihe von Diagnosekriterien entwickelte, die Veterinärpathologen helfen sollen, einen diagnostischen Konsens zu erzielen.
„Das CBTC-Kriteriensystem könnte nicht nur bei der klinischen Diagnose von caninen Patienten sehr nützlich sein, sondern auch bei der interinstitutionellen Forschungszusammenarbeit, da alle diagnostisch die gleiche Sprache sprechen“, sagt Gregory Krane, Mitautor der Studie und ehemaliger Doktorand an der NC State. „Zu diesem Zweck wollten wir das System unter realen Bedingungen testen.“ Krane erhielt 85 Gliom-Proben von Hunden, die zwischen 2006 und 2018 am NC State untersucht wurden. Fünf Pathologen – ein promovierter Neuropathologe, zwei veterinärmedizinische Neuropathologen und zwei veterinärmedizinische Pathologen ohne Spezialausbildung in Neuropathologie – untersuchten die Proben separat anhand der CBTC-Richtlinien.
Es gibt drei Arten von Gliomen bei Hunden: Oligodendrogliom, Astrozytom und das undefinierte Gliom. Jeder dieser Subtypen kann anhand bestimmter mikroskopischer Merkmale als gering- oder hochgradig gefährlich eingestuft werden. Die Pathologen analysierten die Proben sowohl mikroskopisch als auch immunhistochemisch. Ein Konsens wurde definiert als drei oder mehr der fünf Pathologen, die sich über den Subtyp und den Grad des Tumors einig waren. In 71 von 85 Fällen (84 %) wurde eine übereinstimmende Diagnose gestellt.
Keith Shockley, Mitautor der Studie und Biostatistiker am National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS), half bei der Durchführung einer fortgeschrittenen statistischen Analyse der Diagnosen, um eine Kappa-Statistik zu erhalten, die den Grad der Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Gutachtern über das hinaus abschätzt, was durch den Zufall allein vorhergesagt würde.
Die Kappa-Statistik wird regelmäßig in Humanstudien verwendet, um den diagnostischen Konsens zu quantifizieren, vor allem in den Bereichen Pathologie und Radiologie. Die Übereinstimmungsgrade für die Kappa-Statistik werden als schlecht, gering, mittelmäßig, erheblich, nahezu perfekt und perfekt definiert. Die Kappa-Statistik für die CBTC-Kriterien war mäßig, ähnlich wie bei den meisten menschlichen Gliomstudien. „Diese Ergebnisse zeigen, dass das CBTC-System ähnlich zuverlässig ist wie das in Humanstudien verwendete“, sagt Krane. „Wir hoffen, dass dies die Durchführung von institutionenübergreifenden Studien mit großen Fallzahlen unterstützen wird, so dass wir unsere Daten nutzen können, um die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Gliompatienten bei Hunden und Menschen zu verbessern.“
„Die Studie zeigt auch, dass selbst bei detaillierten Diagnosekriterien der Konsens der Pathologen oft nicht 100 %ig ist. Im klinischen Umfeld sollten Ärzte mit ihrem Pathologen sprechen, wenn die Diagnose nicht mit dem übrigen klinischen Bild vereinbar ist, und in der Forschung können Forscher ihre Studien verbessern, indem sie mehrere Pathologen in die diagnostische Überprüfung einbeziehen“, so Krane.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der North Carolina State University. Die Publikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ken Reid, unsplash