Jeder kennt es: das rote, große Apotheken-A. Ein eindeutiges Erkennungsmerkmal – mit einer düsteren Vergangenheit? Was der Buchstabe mit Nazis zu tun hat und wie Jan Böhmermann ins Spiel kommt, lest ihr hier.
Jan Böhmermann macht immer mal wieder auch mit Apotheken-Geschichten von sich reden. Wir erinnern uns an die Homöopathie-Story mit dem 3-Faktor- Prinzip (Verdünnen, Schütteln und Scheiße labern) und dem Lied „Homöopathika wirken nicht über den Placeboeffekt hinaus“ mit Rapper Dr. EstA. Genau mein Humor!
Von daher: Was soll das jetzt mit dem Apotheken-A? Ist der Sommer zu lang gewesen und gab es nicht genug Dinge, über du dich aufregen konntest? Lass doch bitte das A in Ruhe.
Was ist passiert? In seinem Podcast Fest und Flauschig forderte Böhmermann, dass sich die Apothekenzunft Deutschlands ein neues Logo zulegen sollte, denn das rote Apotheken-A sei ein Nazizeichen. Bei einem Urlaubsbesuch im Deutschen Apothekenmuseum sei ihm bewusst geworden, dass das rote A mit der Schlange und dem Kelch nicht nur eine „ästhetische, gestalterische Beleidigung“ sei, sondern außerdem ein Produkt der Nazizeit, das es zu eliminieren gelte.
Doch ist das tatsächlich so? Residiert jede Apotheke in Deutschland unter einem dunklen Nazizeichen – und war es uns so lange nicht bewusst, bis Böhmermann uns darauf aufmerksam gemacht hat? Jetzt, in unserer aufgeklärten und rücksichtsvollen Zeit, in der wir nicht einmal mehr Pipi Langstrumpf-Bücher lesen können, ohne sie zensieren zu müssen und in der Winnetou abgeschafft werden muss, um niemanden zu beleidigen? Ausgerechnet heutzutage soll es bis jetzt übersehen worden sein, dieses beinahe omnipotente Zeichen, das jeder von uns tagtäglich mehrfach zu Gesicht bekommt?
Tatsächlich war es so, dass das Logo während der dunklen Zeit in Deutschland entwickelt wurde. Zuvor prangte an ca. 30 % der deutschen Apotheken ein Logo mit drei Löffeln, da es gängige Praxis war, die verordnete Medizin 3x am Tag einzunehmen. Auch irgendwie nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich würde da eher an eine Suppenküche denken, aber seis drum. Das Symbol war also nicht sonderlich beliebt und bekannt, sodass 1936 ein Wettbewerb um ein allgemeingültiges Apotheken-Warenzeichen stattfand, den ein A von Paul Weise, der mit einer Jüdin zusammenlebte, gewann.
Die Nazi-Rune wurde dann nach dem Krieg herausgenommen und durch den bekannten Gift- bzw. Arzneikelch und die Schlange – das Zeichen des Heilgottes Äskulap – ersetzt. Wer sich für die noch deutlich umfangreichere Geschichte interessiert, die ich hier eingekürzt habe, der darf sich, wie Jan Böhmermann, beim Deutschen Apothekenmuseum informieren.
Daraus jetzt eine Nazigeschichte zu spinnen und die Abschaffung zu fordern, ist überzogen. Soll aber auch vielleicht nur Satire sein? Ich weiß es nicht genau. Schön fand ich, dass ich mich aufgrund der lauten Ruferei einmal mit der Geschichte des Apotheken-As beschäftigt habe. Das war eigentlich schon lange überfällig.
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