Wenn Homöopathie-Eltern aus der anderen Praxis zu uns kommen, dann wollen sie gerne wie gewohnt Globuli bekommen. Aber nicht bei mir! So kommt es schon mal zu Diskussionen.
Neulich hatten wir mal wieder Vertretung für die lokale homöopathisch orientierte Kinder- und Jugendarztpraxis. Das ist schon in Ordnung, sind ja Kollegen, da vertritt man sich gegenseitig. Meine Eltern sind zwar mitunter irritiert, mit welchen interessanten Kügelchen sie dort versorgt werden, aber ich muss mich bei der Versorgung der Vertretungspatienten nicht verbiegen. Immerhin wird in der anderen Praxis geimpft. Bestimmte Themen werden bei den Besuchen vermieden, aber es gelingt nicht immer.
Die Dreijährige war erkältet, nichts Aufregendes. Nach den üblichen Empfehlungen zu Hausmitteln, frischer Luft, ausreichend Flüssigkeit und wann wir uns wiedersehen sollten, entwickelte sich folgender Dialog:
Mutter: „Ach, und dann hätte ich gerne noch etwas Homöopathisches.“Ich: „Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen.“Mutter: „Ach so? Ich dachte, Sie vertreten unsere Kinderärztin?“Ich: „Schon. Aber deswegen muss ich ja keine Globuli verschreiben.“Mutter: „Nicht? Aber etwas Unterstützung der Heilung ist doch gut.“Ich: „Keine Sorge. Ihr Kind wird auch so gesund. Tut mir leid, aber die Homöopathie ist nicht mein Ding.“Mutter: „Wieso? Uns hat es immer gut geholfen.“Ich: „Das ist schön. Trotzdem halte ich die Homöopathie für einen großen Schwindel.“Mutter: „Naja. Da hat meine Kinderärztin aber eine andere Meinung zu.“Ich: „Das ist schon in Ordnung. Auch wenn ich denke, dass das keine Meinungssache ist. Wissenschaftlich gesehen wirken Globuli nun einmal nicht über den Placebo-Effekt hinaus.“Mutter: „Naja. Manche glauben so, manche glauben so.“Ich: „Ist das denn eine Glaubenssache? Und sind für den Glauben nicht andere Berufsgruppen zuständig und nicht wir Ärzte?“Mutter: „Aber ich glaube ja auch, dass meine Tochter wieder gesund wird.“Ich: „Genau. Sie wissen das, oder?“Mutter: „Ja, das tue ich. Aber manchmal geben mir die Kügelchen dann mehr Sicherheit.“Ich: „Ja. Wir Eltern denken, wir müssten etwas tun, damit es unseren Kindern besser geht. Aber die Natur schafft das auch so. Haben Sie mehr Vertrauen darauf.“
Bildquelle: Ben White, unsplash