Die Hämorrhoiden sind umgangssprachlich vor allem als lästige Erkrankung bekannt, dabei übernehmen sie die wichtige Aufgabe der Feinkontinenz. Erst wenn die Hämorrhoiden vergrößert sind, kommt es zu den bekannten Beschwerden wie Juckreiz oder Blutungen. Ob der Grund für den schlechten Ruf der Hämorrhoiden wohl in fehlender Kommunikation liegt?
Bereits vor circa 4500 Jahren praktizierte der ägyptische Medicus Iry in einer Disziplin, die wir heute als Proktologie kennen. Schon damals waren die Menschen von „Hämorrhoiden“ geplagt und so verdiente sich der Medicus den beeindruckenden Titel als „Wächter des königlichen Darmausgangs“.1 2000 Jahre später, um etwa 400 v. Chr., zeichnete Hippokrates von Kos eine der ersten bekannten Behandlungen auf, die heute zum Glück so nicht mehr zum Einsatz kommt: das Brenneisen.2
Die sogenannten Hämorrhoiden sind bis heute eine echte Volkskrankheit. Da das Thema jedoch schambehaftet ist und viele Betroffene nicht darüber sprechen, ist es schwierig, die genaue Prävalenz zu ermitteln.
Etwa 80 % aller Erwachsenen leiden mindestens einmal im Leben unter einem Hämorrhoidalleiden.3 Umfragenbasierte Studien ermitteln oft deutlich geringere Prävalenzen4 und deuten damit an, wie ungern Betroffene von ihrem Leiden berichten. Dabei gibt es heutzutage viele verschiedene effektive Therapieoptionen, von denen die Menschen in der Antike nur träumen konnten. Somit gehören gerade Scham und Tabuisierung zu den größten Schwierigkeiten für Patient:innen wie auch Behandelnde unserer Zeit. Denn nur, wenn über Beschwerden gesprochen wird, kann eine mögliche Therapie eingeleitet werden. Darum gibt es hier Klartext.
Die Hämorrhoiden sind ein schwammartiges Gefäßpolster, das ringförmig um den Darmausgang zwischen Rektum und Analkanal liegt. Dieses Polster bildet einen gas- und feuchtigkeitsdichten Verschluss, die sogenannte Feinkontinenz, und bewahrt uns damit vor dauerhaft unangenehmen Gerüchen und feuchten Hosen.
In der Umgangssprache wird der Begriff „Hämorrhoiden“ vor allem für die Erkrankung des Gefäßpolsters, also das Hämorrhoidalleiden, verwendet.5
Hämorrhoidalleiden beschreiben eine Vergrößerung der Hämorrhoiden, die mit Symptomen einhergeht. Diese beginnen meist mit Brennen, Juckreiz, Nässen und Blutungen. Leider halten damit viele Betroffene hinter dem Berg. Eine offene Kommunikation kann hier allen Beteiligten helfen. Im fortgeschrittenen Stadium folgen nämlich oft schwerere Folgen wie Stuhlinkontinenz, ein Prolaps der Hämorrhoiden und damit verbundene Entzündungen und Schmerzen.5
Entstehen kann ein solches Hämorrhoidalleiden aufgrund verschiedener Ursachen von genetischen Faktoren über ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht bis zu einer Schwangerschaft. Dementsprechend ist die Reduktion vermeidbarer Risikofaktoren auch Teil der leitliniengerechten Basistherapie.6 In Studien konnten so beispielsweise Blutungen durch eine ballaststoffreiche Ernährung reduziert werden7, aber auch vermeintlich unangenehmere Themen wie ein schlechtes Defäkationsverhalten sind ein vermeidbares Risiko, über das es sich zu sprechen lohnt6.
Das Brenneisen ist passé – heute gibt es zum Glück für alle Stadien wirksame Therapien. Je früher mit Betroffenen gesprochen wird, umso einfacher ist in der Regel die Behandlung. Eine Übersicht über die aktuelle leitliniengerechte Behandlung finden Sie hier.