Fischfilet mit Vollkorn-Bandnudeln – von dieser Mahlzeit profitieren insbesondere Typ-2-Diabetiker. Deutsche Forscher zeigen aktuelle Ernährungsempfehlungen für Patienten auf.
Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Fisch und mehrfach ungesättigten n-3-Fettsäuren (PUFAs) kann bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes (T2D) das Sterberisiko verringern. Dies geht aus einem systematischen Review und einer Meta-Analyse hervor, die alle verfügbaren Erkenntnisse zusammenfasst und auf der diesjährigen Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm, Schweden vorgestellt wurde.
„Es gibt einige Ernährungsempfehlungen und Leitlinien für Menschen mit Typ-2-Diabetes, aber die meisten sind nicht evidenzbasiert oder stammen aus Studien an der Allgemeinbevölkerung“, sagt die Autorin Dr. Janett Barbaresko vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf. „Unsere rigorose Bewertung der besten derzeit verfügbaren Beweise deutet mit hinreichender Sicherheit darauf hin, dass eine Ernährung, die reich an Vollkorn, Ballaststoffen, Fisch und PUFAs ist, sowie der Verzehr von mehr Gemüse und pflanzlichen Proteinen Menschen mit Typ-2-Diabetes helfen kann, länger zu leben.“
Die Forscher betonen jedoch, dass die begrenzte Evidenz zu anderen Ernährungsfaktoren – einschließlich Ernährungsmustern, Lebensmitteln wie Milchprodukten, Fleisch und Tee sowie Mikronährstoffen wie Koffein und Vitamin D – den Bedarf an robusteren und umfassenderen Studien unterstreicht, um die Auswirkungen verschiedener Ernährungsfaktoren auf das Fortschreiten von T2D besser zu verstehen.
Menschen mit T2D sind anfälliger für Kreislauferkrankungen, Demenz, Krebs und Knochenbrüche. Und trotz einer zunehmenden Zahl wirksamer Medikamente bleiben Änderungen der Lebensweise – wie Bewegung und Ernährung – ein Eckpfeiler der Behandlung. Über die Ernährung und die Prävention von Krankheit und Tod bei Menschen mit T2D ist jedoch wenig bekannt. Einige wenige Studien haben den Zusammenhang zwischen spezifischen Ernährungsfaktoren wie der mediterranen Ernährung oder dem Verzehr von Gemüse und der Gesamtmortalität bei T2D untersucht, aber der Zusammenhang mit verschiedenen Ernährungsfaktoren ist nicht umfassend zusammengefasst worden.
Um mehr herauszufinden, haben deutsche Forscher eine systematische Übersichtsarbeit über 107 prospektive Beobachtungsstudien durchgeführt, in denen Ernährungsfaktoren (d.h. Ernährungsmuster, Lebensmittel und Lebensmittelgruppen, Makronährstoffe [Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß] und Mikronährstoffe [Mineralstoffe und Vitamine], sekundäre Pflanzenstoffe [z. B. Polyphenole] und Nahrungsergänzungsmittel [z. B. Vitamin E, Magnesium]) und das Risiko eines Todes aus allen Ursachen bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit T2D bis Juni 2022 untersucht wurden.
Insgesamt wurden 72 Studien in 45 Meta-Analysen einbezogen, in denen die Auswirkungen einer hohen gegenüber einer niedrigen Zufuhr verglichen und die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Ernährungsfaktoren und Tod aus jeglicher Ursache über einen Zeitraum von durchschnittlich 10 Jahren bewertet wurden. Die Zahl der in die Meta-Analysen einbezogenen Teilnehmer reichte von 1.073 bis 84.816. Die Evidenz der Daten wurde bewertet, um die Belastbarkeit der Meta-Ergebnisse zu ermitteln.
Die Analysen ergaben, dass es eine mäßige Sicherheit der Evidenz für einen schützenden Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Vollkorn, Ballaststoffen, Fisch und n-3-PUFAs und dem Tod aus allen Ursachen gibt. Der Verzehr von einer Portion (20 g/Tag) Vollkorn aus Lebensmitteln wie Schwarzbrot und Reis oder Frühstückszerealien war mit einer Verringerung der Sterblichkeit um etwa 16 % verbunden. Jede zusätzliche Portion Fisch pro Woche war mit einem 5 % geringerem Sterberisiko verbunden.
Auch eine zusätzliche tägliche Aufnahme von 5 g Ballaststoffen (entspricht einer mittelgroßen Birne oder zwei Weizenschrotkugeln) und eine Erhöhung des Verzehrs von n-3-PUFAs um 0,1 g pro Tag war mit einem um 14 % bzw. 13 % niedrigeren Sterberisiko aus allen Ursachen verbunden. Da der Körper n-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen kann, sind daher Fisch, Pflanzenöl, Nüsse – insbesondere Walnüsse –, Leinsamen und Leinsamenöl sowie Blattgemüse gute Quellen.
Mit geringerer Sicherheit lässt sich auch nachweisen, dass der Verzehr großer Mengen an Gemüse und pflanzlichem Eiweiß von Vorteil sein kann. Eine tägliche Zunahme von 100 g Gemüse und 10 g pflanzlichem Eiweiß wie Nüssen, Tofu, Bohnen, Linsen und Erbsen war mit einem 12 % bzw. 9 % geringerem Sterberisiko verbunden.
Zu den möglichen positiven Effekten dieser Lebensmittel gehören ihre Assoziation mit günstigen Veränderungen des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels und des Blutzuckerspiegels sowie ihre entzündungshemmende Wirkung, die dazu beitragen könnte, das Risiko von Begleiterkrankungen wie kardiovaskuläre Erkrankung und Krebs zu senken.
Ein höherer Verzehr von Eiern und Cholesterin in der Nahrung wurde dagegen mit einem erhöhten Sterberisiko in Verbindung gebracht. Eine Zunahme des Eierverzehrs um 10 g pro Tag (entspricht zwei mittelgroßen Eiern pro Woche) war mit einem 5 % höherem Sterberisiko verbunden während eine zusätzliche Zufuhr von 300 mg Cholesterin in der Nahrung pro Tag mit einem Anstieg um 19 % verbunden war.
Für andere Ernährungsfaktoren wurde kein Zusammenhang gefunden bzw. die Beweise waren sehr unsicher. Dazu gehörten: Ernährungsmuster wie die mediterrane Ernährung und eine kohlenhydratarme, eiweißreiche Ernährung; Lebensmittel wie Nüsse, Milchprodukte, Fleisch, Zucker und Süßigkeiten; Makronährstoffe wie Kohlenhydrate und Mikronährstoffe wie Koffein und Vitamin D.
„Es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um solidere und umfassendere Erkenntnisse über verschiedene Ernährungsfaktoren und das Fortschreiten von Diabetes zu gewinnen“, sagt Dr. Sabrina Schlesinger vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, die die Studie leitete. „Aber wenn Menschen mit Typ-2-Diabetes in der Lage sind, einige Portionen Vollkorn, Ballaststoffe, Fisch, pflanzliche Öle und Gemüse zu ihrer wöchentlichen Ernährung hinzuzufügen, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass dies ein einfacher und risikoarmer Weg sein könnte, um ihre Ergebnisse zu verbessern.“
Die Autoren weisen darauf hin, dass es sich bei der Studie um eine Beobachtungsstudie handelt und sie daher nicht beweist, dass Menschen mit T2D, die sich reich an Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Fisch und n-3-PUFAs ernähren, länger leben. Vielmehr zeigt sie einen Zusammenhang auf. Sie weisen auch darauf hin, dass die geringe Anzahl von Studien in vielen Meta-Analysen die Schlussfolgerungen, die gezogen werden können, einschränken kann.
Die Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Diabetologica.
Bildquelle: Jeremy Stewart, unsplash