Eine aktuelle Studie legt nahe, dass eine proteinarme Ernährung zur Bekämpfung des metabolischen Syndroms beitragen kann. Eine einfache Lösung gegen Diabetes und Fettleibigkeit?
Das Metabolische Syndrom ist eine Kombination aus Erkrankungen wie Bluthochdruck, hohem Blutzucker, übermäßigem Körperfett und abnormalen Cholesterinwerten. Das Syndrom erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Diabetes. Ein Forscherteam untersuchte nun, ob die Proteinzufuhr dieses Krankheitsbild beeinflussen kann.
Dazu überwachten die Wissenschaftler die Ernährung von 21 Probanden mit metabolischem Syndrom, die sich in stationärer Behandlung befanden und setzten diese auf unterschiedliche Diäten. Eine Gruppe erhielt eine Standarddiät aus 50 % Kohlenhydraten, 20 % Eiweiß und 30 % Fett. Diese Probanden erhielten außerdem 25 % weniger Kalorien, als ihr Energieumsatz. Bei einer zweiten Gruppe reduzierten die Forscher die Proteinzufuhr auf lediglich 10 %. Die Kalorienzufuhr wurde auf den Ausgangs-Energieverbrauch der Probanden abgestimmt.
Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl die Kalorien- als auch die Proteinrestriktionsgruppe an Gewicht verloren und Körperfett abnahmen. Dies verbesserte in beiden Fällen die Symptome des metabolischen Syndroms: „Nach 27 Tagen zeigten beide Gruppen ähnliche Ergebnisse in Bezug auf einen niedrigeren Blutzucker, Gewichtsverlust, kontrollierten Blutdruck und niedrigere Triglycerid- und Cholesterinwerte“, sagt Studienautorin Maria Cristina Foss de Freitas. „Weiterhin verbesserten beide Diäten die Insulinempfindlichkeit", so die Wissenschaftlerin.
Doch was viel wichtiger war: „Die Studie hat außerdem gezeigt, dass eine Verringerung der Proteinzufuhr auf 0,8 g pro kg Körpergewicht ausreicht, um fast die gleichen klinischen Ergebnisse zu erzielen wie bei einer Einschränkung der Kalorienzufuhr. Und zwar ohne die Kalorienzufuhr zu reduzieren“, sagt Erstautor Rafael Ferraz-Bannitz. Doch die Vorteile gingen noch weiter: Die Proteinrestriktion reduzierte nicht nur das Körperfett, sondern erhielt gleichzeitig die Muskelmasse der Probanden. Dies sei ein wichtiger Faktor, da eine Gewichtsabnahme bei restriktiven Diäten häufig mit dem Verlust von Muskelmasse einhergehe, so die Wissenschaftler.
Die Einschränkung der Eiweißzufuhr könnte somit ein neuer Schlüsselfaktor im Kampf gegen die Symptome des metabolischen Syndroms sein. Eine Einschränkung der Proteine sei attraktiver und leichter zu befolgen, als eine Kaloriendiät, so die Forscher. Sie glauben, dass die niedrige Eiweißzufuhr eine Veränderung des Stoffwechsels auslöst und anschließend Fett verbrannt wird, um Energie für die Zellen zu produzieren. „Wir haben bisher nur Hypothesen. Eine davon ist, dass molekulare Wege aktiviert werden, die die Verringerung der essenziellen Aminosäuren als Signal zur Verringerung der Nahrungsaufnahme interpretieren und zur Produktion von Hormonen führen, die normalerweise beim Fasten ansteigen“, sagt Prof. Marcelo Mori, der diese Hypothesen nun überprüfen möchte.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Towfiqu barbhuiya, unsplash.